Kleine Pakete statt großer Ergebnisse genügen

22/03/2024

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(Logbuch-Eintrag 20240322.0618) — Das ungute Gefühl zu prokrastinieren – zu brodeln, wie wir das früher nannten (die Eltern zu uns Kindern) –, das lässt mich nicht los. Ich arbeite tüchtig, viel, wenig Pausen – zu wenig Amundsen (siehe [[Amundsen]]) – und bin trotzdem unzufrieden.

Warum?

Ich grüble darüber, »schaue« es mir genau an und der Verdacht erhärtet sich: es ist die Ungeduld.

Eine Arbeit soll fertig sein. Sie erscheint mir einfach, sie geht mir leicht von der Hand, sie ist aber auch komplex, dazu gibt es eine Vision, wie es fertig aussehen oder erlebt werden soll. Dafür gibt es eine Plan für meine Umsetzung. Und dann wird mir langweilig, »’es zaaht se«, ich will schon fertig sein damit, das verlangsamt mich noch mehr, dabei ist es nicht schwierig, und ich habe das Gefühl nicht weiterzukommen. Ich will schon anderes machen! Das soll endlich weg vom Tisch.

Ich glaube nun erkannt zu haben, es ist die zu knappe Planung!

Ich habe für manche Arbeiten zu wenig Zeit bereitgestellt. Dann will ich die knappe Zeit nicht mit Vorbereitungen und Grundsätzliches vergeuden. Ich will es gleich fertig machen. Das gelingt aber nicht, weil das eben nicht geht. Ich muss zuerst mise-en-place erledigen. Erst dann die Arbeit. Dann geht sie auch zügig und wird fertig.

Aber da ist diese Ungeduld. Es ist doch schon fertig gedacht. In meinem Kopf sehe ich es schon in seiner Pracht. Die Technik behindert diese Realisation und erfordert mehr Zeit als ich mir dachte oder wünschte. Diese Zeit des Studiums der Grundlagen für eine Sache, die gönne ich mir dann nicht, weil ich ja kein mehr habe.

Dabei sind es oft Tage, die ich in eine Sache investiere, und am Ende nicht weiter bin als vorher.

Halt!

Das ist der Fehler. Das ist das Problem der Wissensarbeiter! Denn natürlich bin ich weiter. Viel weiter.

Wenn ich es mir genau ansehen, dann sind nach solchen Tagen große Konzepte, didaktische Strategien, inhaltliche Erkenntnisse gelungen. Das Problem der Wissensarbeiter ist, dass man das nicht sieht.

Wenn der Maurer die Mauer aufgemauert hat, dann steht da eine vier Meter lange und 2 Meter hohe Mauer. Am Abend sieht er die. Auch wenn er vorher meinte, er würde acht Meter schaffen, die vier stehen da.

Wenn der Wissenarbeiter meint, der Vortrag, das Seminar wäre am Abend fertig, aber es gelang nur das didaktische Konzept und die Zusammenstellung einzelner Powerpoint-Slides, dann ist er enttäuscht, weil das Seminar ist noch immer nicht fertig und »seine Mauer«, das Geleistete verschwindet in den Tiefen der Festplatte – unsichtbar. Dazu kommt, dass beim Ausarbeiten solcher Konzepte erst in der Arbeit wirklich klar wird, was noch fehlt. Das Gefühl nicht weitergekommen zu sein, verstärkt sich somit, weil Neues häufig dazu kommt.

Aber vielleicht ist dieses Gejammer nur eine Variation vom »das Gras des Nachbarn ist grüner«? Denn auch beim Handwerker gibt es diese »spontanen Probleme«. Die Installation wäre schnell erledigt, daher die knappe Zeitplanung, doch als man mit Leitung stemmen beginnt, erkennt man, dass die Wand anders als gedacht konstruiert ist. Die einfache Arbeit wird komplizierter. Man kommt nicht weiter.

Was also tun?

Sich klar machen, dass wir immer Arbeiten erledigen. Ich notiere das Getane akribisch und kann am Abend lesen, was ich alles erreicht habe. Da muss ich aber auch die Störungen und zusätzlichen Erkenntnisse notieren, denn vielleicht konnte ich nur einen »halben Meter der Mauer« bauen, weil eben diese und jene neue Erkenntnis dazu kam, wertvoll, aber zeitkonsumierend. Der Grund, dass es nicht »8 Meter« wurden.

Das ist die eine Sache. Die andere ist, die Notwendigkeit von »Lasersharp Focus«: Wenn wir das machen, dann nur das, rundum gibt es nichts anderes, und wenn es nur fünf Minuten sind. #[[Lasersharp Focus]]

Das ergänze ich mit [[Tiago Forte]]s [[intermediate packets]]. Wann immer möglich, notiere ich mir ein Fragment, so ein intermediäres, ein dazwischenliegendes Paket. Das ist ein Wissensfragment, das auch unvollständig sein kann, gerade so viel, wie ich im Moment machen kann, was ich im Moment weiß, wozu ich im Moment Lust habe. Später sammle ich die alle ein, ordne sie, ergänze und der Artikel oder welche Wissensarbeit auch immer, ist fertig. Es ist dann nur noch kuratieren oder redigieren, also voraussichtlich eine viel einfachere Arbeit als das Sich-Hinsetzen und 2 Stunden schreiben müssen.

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