Zuerst sich selbst versorgen … es ist ein Spiel, eine Simulation

11/02/2024

Kommentar

Was sagst du dazu?

Ähnliche Beiträge

(Logbuch-Eintrag 20240211.1125) — Heute Morgen hatte ich eine Offenbarung. Ich lieg im Bett, mit ungutem Gefühl, verheddert in einem Gedankenkarussell über Steuerzahlungen, Sozialversicherung, Auftragslage. Dabei sollte ich mir das sparen, weil ich als EPU seit 2021 ja nur noch für mich allein verantwortlich bin. Keine Sorge mehr notwendig, um die Gehälter, die Sozialversicherungen, etc. zu bezahlen, keine Gedanken mehr über dringend benötigte Aufträge für die Beschäftigung der Mitarbeiter. Dennoch grüble ich darüber. Dabei arbeite ich ...

Wozu diese Texte? Damit andere verstehen, was ich da notiere? Oder damit mein zukünftiges Ich das nachlesen kann?

Ich habe schlechtes Gewissen, weil ich eine Menge Dinge noch nicht erledigt habe, weil ich im Augenblick an keinem großen Projekt arbeite, sondern hauptsächlich an meiner Selbstdarstellung und an Projekten, die erst mittelfristig Gewinn abwerfen werden. Es macht mir Freude, erfüllt mich, erscheint mir wichtig und nützlich für die Menschen und für mich, aber es generiert vielleicht keinen oder nur wenig Umsatz. Werde ich meine Sozialversicherung und Steuervorauszahlung bezahlen können? Natürlich werde ich das können, die Rücklagen sind ausreichend. Ich agiere bei aller Bescheidenheit (oder mit ihr) aus einer Art der Fülle. Trotzdem diese Unruhe, dieses eigenartige Gefühl, ist es Schuldgefühl?, ich werde es vielleicht einstmal beschreiben können.

Es ist die unbefriedigende Aufgabe, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sich um sich selbst zu kümmern. Das ist doch verrückt, denn genau das sollte man doch zuerst! Sich selbst bestens betreuen.

Die Offenbarung: Es ist nicht notwendig schlechtes Gewissen zu haben, nur weil ich mich im Moment hauptsächlich um mich kümmere. Das Gewissen meldet sich, weil ich durch designen das Leben der Menschen verbessern will. Das der Menschen, der anderen. Dabei sollte ich damit auch mein eigenes Leben verbessern. Wie kann ich den Menschen nützlich sein, wenn sie nicht erfahren, dass es mich gibt. Ich muss daher zuerst mich versorgen.

Es ist wie im Flugzeug. »Im Falle eines Druckverlusts ... stülpen Sie zuerst sich selbst die Sauerstoffmaske über und kümmern Sie sich danach um den Sitznachbarn ...«. Design ist Sauerstoff, meine Designdienstleistung ist Sauerstoff für die Selbstständigen, Unternehmer und Manager. Auch für mich! Bevor ich den anderen helfe, muss ich mir selbst helfen.

Bislang konnte ich mich ablenken, mich vor der Arbeit für mich drücken, sie nur nebenbei machen, weil ich andere Aufgaben übernahm. Sauerstoff für die anderen. Für mich nur ein wenig, grade so viel, dass ich nicht umkippe. Aber richtiger wäre es, wenn ich mich zuerst in beste Form bringe, bevor ich anderen versuche zu helfen. Ich brauche bestes Design für mich, dann designe ich für die anderen. Zuerst mein Unternehmen, dann meine Produkte, dann der Online-Workshop, dann die Auftragsarbeit.

Donald Miller sagt uns, am Anfang der Coaching-Karriere müssen wir 80 % für uns selbst arbeiten. Das sollte ich also nun auch so einplanen. Das werde ich so einplanen ... es ist der notwendige Sauerstoff! ... und tatsächlich auch abarbeiten.

Später sehe ich Flecken auf meinem Hautrücken. Die will man nicht. Aber warum? Weil es ein Zeichen des Alters ist? Aber das Alter ist egal. 120 sind angesagt. Und wozu? Was machen wir? Warum machen wir etwas? »Was hat Bedeutung im Angesicht des Todes?«, fragt der Philosoph. Nichts. Das Leben! Aber so einfach ist das doch nicht. Denn ich fühle, dass es anders ist, als wir all die Jahre glaubten. Wir sind vollständig, wir sind schon perfekt, wir alle sind göttlich. Wir sind hier um etwas auszuprobieren, um zu erleben, zu fühlen wie es ist, wenn man nicht perfekt wäre. Die Flecken stören mich nicht, sie sind weg, wenn ich es will. Warum bin ich da? Weil ich ausprobieren, lernen, üben will, es auf andere Weise erfassen. Wissen würde ich ja schon alles. Wir alle wissen alles. Wir sind! Aber ich will das neu durchdenken, mit meinem kleinen Erdenverstand, will versuchen zu erkennen, zusammenfassen, weitergeben. Ich will erleben, wie ich andere dazu anrege, den von ihnen gewünschten Erfolg zu erreichen.

Es geht also nicht um einen bestimmten Erfolg. Es geht nicht darum, einen bestimmten Umsatz zu erreichen, um reich zu werden. Es geht um die Erkenntnis, genauer, um das Erlebnis des Erkenntnisgewinns (die Erkenntnis haben wir ja bereits tief in uns). In dieser Simulation spielen wir Rollen. Es ist ein Spiel. Im Spiel wissen wir manche Dinge nicht und spielen, dass wir es gerade lernen. Der Rest ist Verkleidung.

Also werde ich jetzt meine Selbstdarstellung forcieren, auf dass jene, denen ich helfen will, mich auch finden. Dann erfülle ich meine Bestimmung, die Rolle im Spiel: durch designen das Leben der Menschen verbessern.


Also published on Medium.