der artikel über die bahnprivatisierung auf orf.at regt zum nachdenken auf. an — regt zum nachdenken an. aber viele von uns auch auf. sind doch viele von uns der meinung, dass bestimmte dinge auf keinen fall privatisiert werden dürfen, weil (siehe UK) dann die qualität sinkt.
das gegenteil ist der fall.
der designer denkt sich das (laienhaft) so: würde es wirklich freie marktwirtschaft sein, würde tatsächlich unternehmerisches interesse dahinter stecken, wäre es profitabel und komfortabel. mir erscheint der mangel der qualität darin begründet zu sein, dass die investoren ihr engagement in eine bahngesellschaft nur mit der motivation ihr geld »arbeiten« zu lassen begründen. unternehmertum heisst aber, einen mangel der gesellschaft beheben zu wollen und dafür, für das geschulterte risiko, einen lohn zu bekommen. irgendwie vermischen sich bei diesen privatisierungskampagnen oft marktwirtschaftliche und sozialistische elemente. die einen wollen nur ihr geld vermehren und die anderen haben nichts dagegen, weil auch sie nur ihr geld vermehren wollen — nämlich ihr budget durch die privatisierung verschönern.
würde der staatliche besitzer wirklich an guter qualität interessiert sein, würde er entsprechende hearings veranstalten und einen würdigen unternehmer identifizieren, der mit inbrunst, also mit ernstem engagement, diesen dienst übernehmen will. freilich nicht als karitatives engagement, sondern um gewinn zu erwirtschaften. aber mit der qualität, die die kunden wünschen. das gelingt nur durch (fairen) wettbewerb, also ohne einseitige staatliche rückendeckung, wie wir es hierzulande erleben.
im freien wettbewerb setzt sich das bessere durch, weil die menschen mit ihrem geld das bessere wählen. das für sie bessere, muss man dazu sagen. denn es könnte sein, dass das volk die geringere qualität für weniger geld, der hohen qualität für mehr geld vorzieht. das ist legitim.
es könnte auch sein, dass das volk sagt, statt bahn, fahren wir lieber auto, oder autobus, oder uber, oder … rad. diese freiheit müsste man zulassen und die wahl dann auch akzeptieren. zu lamentieren, dass dann die bahn fehlt, ist fehl am platze. wenn sich die mehrheit für das auto und gegen die bahn entscheidet, dann bleibt uns nur die akzeptanz. allerdings müssen die kosten auch der wahrheit entsprechen. das gelingt sofort, wenn sich der staat nicht nur aus dem bahngeschäft zurückzieht, sondern auch die straßen privatisiert. cameron dürfte das auch erkannt haben.
dass privatisierungen nur auf kosten der steuerzahler gehen, denn die müssten dann steuern und die gebühren der privaten bezahlen, ist auf einen sozialistischen denkfehler zurückzuführen. wenn der staat leistungen nicht mehr erbringt, weil er sie an privatunternehmen übertragen hat, weil er kapital (das schienennetz, die straßeninfrastruktur) verkauft und damit das budget geschönt hat, dann darf er dafür auch keine steuern mehr verlangen.
ein privatisiertes straßennetz heisst klarerweise flächendeckende maut, die entsprechend dem geschäftsmodell per gefahrenen kilometer oder per zeitabonnement, etc. berechnet wird, es heisst aber unbedingt auch eine entsprechende reduktion der steuerlast um diesen budgetposten.
das dumme ist, dass das die politiker immer, immer wieder vergessen.
und so wird das kapital der gemeinschaft an private verkauft, leistungen ausgelagert, und der bürger bezahlt für immer weniger leistungen immer mehr gebühren (also steuern).
warum funktioniert also privatisierung oft nicht? weil das gesamtsystem nicht erkannt wird, weil man im namen des volkes eben anders handelt als im eigenen namen. schade, dass (so scheint es) diese integrität heute nicht mehr gegeben ist.