(Logbuch-Eintrag 20221107.0653) — Ich ertappe mich dabei, dass ich schon wieder einem Trott oder einem externen, aber von mir akzeptierten und mir selbst auferlegten Zwang – ja, einem Zwang – zu folgen beginne. Also will ich nicht aufstehen, schiebe das Aufstehen hinaus und fühle mich nicht gut dabei. Der selbstauferlegte Zwang ist das Aufstehen-Müssen um 5:30; der externe ist, dass ich Projektarbeit akzeptiert habe, die ich in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht in der Form realisieren kann wie ich es mir auferlege. Genau, die Arbeit ist zu erledigen, aber ich habe da offenbar eine spezielle Vorstellung, wie das Ergebnis sein müsste; die ist vielleicht überzogen, jedenfalls geht sich das nur aus, wenn ich noch mehr arbeite.
Dabei ist doch der Plan, einfach aufzustehen, zwar mit Disziplin, aber entspannt und gemütlich und dann an den Dingen arbeiten, die da vorliegen. So wie es meinem romantisches Bild der Arbeit der Bauern entspricht. Es gibt eine Abfolge, eine Wichtigkeit, auch eine Notwendigkeit, aber es wird das erledigt, das erledigt werden kann, wenn das Wetter passt, den Umständen entsprechend, etc. (Umstände meint, wenn eine Reparatur länger dauert, weil Komplikationen aufgetreten sind, dann dauert es eben länger und anderes wird an einem anderen Tag erledigt).
Also anstatt diesen Weg der »natürlichen Arbeitsfolge« weiter zu gehen, weiche ich etwas (derzeit) davon ab und hetze mich zwischen einzelnen Terminen und Abgaben.
Dabei bin ich als Sparringspartner grundsätzlich immer einsatzbereit, muss nur »Auge und Ohr« sein, meinen Verstand nutzen und reflektieren, auf Wunsch auch interpretierend, was mein Kunde bearbeiten will. Das ist eine tolle Arbeit. Dazwischen denke ich über diese Gespräche nach und schreibe meine Artikel und vor allem die Bücher.
Die Projektarbeit erscheint mir notwendig, weil sie auch Erkenntnisgewinn bringt. Man erlebt hautnah die Realität, die Differenzen von Stakeholdern, Gruppendynamiken in Entwicklerteams, Sorgen und Probleme von Marketing und Vertrieb, usw. Höchst spannend und höchst inspirierend, um neue Methoden zu entwickeln, vorzustellen, anzuwenden.
Dazu kommt der Marketing-Druck ... oder -Zwang? Ja, auch wenn ich derzeit so gut wie ausgelastet bin, muss ich weiter mein Marketing betreiben. Also ersinnen wir Vorgangsweisen und da ertappe ich mich, dass ich mitunter weniger auf Qualität des Kontakts achte als auch Quantität. Es sind 10 Kontakte pro Tag, New Business Manager aus der IT-Welt, die ich kontaktieren und zu meinen Innovation-Briefing einladen will. An sich eine gute Definition. Doch dann sehe ich mir die Profile an und lade ein – also nur bis jetzt, bis ich das erfühle, dass es passiert, dann stoppe ich, schreibe diesen Text und besinne mich. Es geht darum, Menschen einzuladen, die meine Unterstützung nützlich finden könnten. Gut, es geht nicht um Menge, sondern um den Willen, meinem Willen, nützlich zu sein.
Es gelingt, bemerke ich.
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