Speed kills … aber vielleicht ist pomali* doch besser.

19/03/2024

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(Logbuch-Eintrag 20240318.0847) — Ich komme vom Reifenwechsel zurück. Wieder eine Erfahrung, die zum Nachdenken anregt. Bestellt bin ich für 8:00 Uhr und gewohnt bin ich, dass der Wechsel wie in all den Jahren davor zügig durchgeführt wird. Aber heute sagt mir der Reifenwechsler, es dauert 25 Minuten oder eine halbe Stunde. Das ist viel, denk ich mir, und verhalte mich empört. Das wiederum empört den Dienstleister. Ich bin für 8:00 bestellt, es sei erst 7:58, der Monteur muss sich umziehen, es kann immer etwas dazwischen kommen, Montag ist heute auch, der Straßenverkehr ist volatil, usw. Überhaupt verzögere diese Debatte die Aktivitäten noch mehr, jedenfalls die des Werkstattleiters (mit dem ich debattiere), der die Computer hochfahren müsste und das Setup vorbereiten (den Wagen auf die Hebebühne bringen).

Naja, wir beruhigen uns, nehmen Geschwindigkeit heraus, er bietet mir Kaffee an, ich setz’ mich hin, Computer starten, der Monteur ist bereits umgezogen, beginnt die Reifen zu wechseln. Ich lese ein wenig (ein Kindle ja ist immer mit). Da ist schon wieder alles erledigt. Um 8:12 waren die Reifen getauscht und das Auto quasi wieder fahrbereit! Quasi, weil ich ja noch bezahlen musste. Warum also die Aufregung davor?

Der Reifenwechsel, den ich zwei Mal im Jahr dort durchführen lasse, fühlte sich nach 5 Minuten Action an, so kurz wie tanken, es wird sofort damit begonnen, insgesamt sind es dann vermutlich doch 15...20 Minuten. Aber wenn einer einem vorher sagt, es dauert statt der gefühlten 5 Minuten eine halbe Stunde, dann bin ich (zumindest kurz) perplex. Ich sollte es nicht sein. Ich sollte es gelassen als gegeben hinnehmen. Schließlich hat es gar nicht so lange gedauert. Der Wechsel.

Freilich, bis die Rechnung bezahlt war und ich wieder weggefahren war, verging wohl die halbe Stunde sowieso.

Alles noch mehr Hinweise auf die Sinnlosigkeit der Aufregung.

Warum ist das so, warum regen wir uns vorzeitig auf?

Weil wir alle unter Druck sind, irgendwie, so gut wie jeder auf seine Weise. Weil wir zu schnell sind, zu viel erreichen wollen, den Tag, das Monat, unser Leben zu eng takten und dann wieder mit Unsinn vertrödeln, was uns wieder unrund macht, wenn wir nicht zu den »wichtigen« Dingen kommen. Wobei wir uns freilich fragen müssen, was ist schon wichtig?

Eine Antwort ist, wenn es Wirkung in einem Jahr, in 10 Jahren hätte, dann ist es wichtig. Wenn es nur für den Augenblick die nächsten Stunden relevant ist, dann könnte man etwas Druck herausnehmen.

Ich will also den heutigen Tag – trotz Druck und der dringend zu erledigenden Dinge – entspannter angehen. Zügig, aber auch gemächlich die Dinge erledigen.

Wir sollten die Dinge pomali angehen.

* pomali – ostösterreichisch für gemächlich, gemütlich, bedächtig, langsam, nach und nach


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