Prototypen und Designsprint

10/05/2022

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Einst erzählte mir ein Architekt, dass Architekten immer Prototypen bauen. Damals war das ein Schock für mich, denn ich beauftragte einen Architekten mit dem Bau meines Hauses und designte es nicht selbst, weil ich genau das vermeiden wollten. Einen Prototypen hätte ich auch entwerfen können. Doch mein Haus sollte kein Prototyp sein, sondern erfahrene Architekten bauen ein funktionierendes.

Freilich wird das erste Haus eines Architekten ein paar Fehler mehr haben als das 52te. 

Verwunderlich ist nur, dass Hotels so gut wie immer wie das Erstlingswerk eines Architekten scheinen. Zumindest was das Bad in den Hotelzimmern angeht. Praktisch immer kann man sich kaum duschen, ohne dass das Bad unter Wasser steht. Entweder der Brausekopf ist so montiert, dass er auch über den Wannenrand sprüht oder das Prallwasser vom Körper erledigt das. Man kann es durch vorsichteres Duschen meist nicht verhindern, höchstens lindern.

Ja, manche Hotel-Badezimmer haben nur noch eine Dusche eingebaut. Da ist es in den meisten Fällen deutlich besser. Das Platzangebot erlaubt eine dichtere Dusche. Also eine die dichter ist, weniger Wasser rauslässt.

Aber auch da habe ich schon erlebt, dass die Gestaltungsfreude und die Modetreue die Praktikabilität torpedieren. Statt einer großzügigen, geräumigen Dusche mit Tür, baut der moderne Architekt (Haus-Designer) lieber eine »Walk-in-Dusche« ein; also eine Dusche ohne Tür in die man einfach hineingeht, duscht und bequem wieder herauslatscht. Freilich triefend nass. 

Ergebnis: nun ist häufig auch der Boden vor der Dusche voll Restwasser.

Aber Archtikten (und manche Designer, ich weiß das 😉) finden es cool und eben nicht spießig, wenn man »wegen der paar Tropfen« keinen Tobsuchtsanfall bekommt. Eine dichte Dusche – so wie wir das in den 1990ern und frühen 2000ern für Artweger designen mussten, ist nur was für Kleingeister. Von wegen! 🤨

Architekten bauen Prototypen. 

Dagegen kann man nicht sein, das ist ein Fakt: Architekten bauen Prototypen. Die allermeisten Häuser werden nur ein Mal oder in höchst geringer Anzahl gebaut. Sind also per definitionem Einzelstücke, ergo Prototypen.

Das Problem ist – und dagegen kann man sehr wohl aufbegehren – Architekten wollen scheinbar nicht aus Prototypen lernen! 

In meiner Welt zeigt der Gebrauch (zuerst als Designer, dann durch echte Nutzer) der Prototypen Mängel auf, die im nächsten Prototypen behoben werden. Zumindest ist das mein Designerverständnis, so lehre ich es in meinen Design-Thinking-Workshop und so machen wir das in meinen Innovation-Jams und Design-Sprints.

Wir treffen eine (mitunter kühne) Annahme, diskutieren nicht lange, sondern prototypisieren und konfrontieren mit der Demut, dass wir uns geirrt haben unsere echten Kunden, die Gebraucher, damit. Dann sehen wir, was gut gelungen ist, was weniger gelungen ist, was fraglich ist und haben so meist auch gleich neue Ideen.

So bauen wir einen zweiten, dritten, vierten Prototyp, bis wir eben keinen Mangel mehr erleben. Wir erkennen das immer daran, dass das Produkt (der Gegenstand, ein Prozess oder die Dienstleistung) sinnfällig, plausibel, angenehm benutzt wird.

Die Teilnehmer aus Deutschland, Lettland, Serbien, Portugal und Schweiz meines Workshops beim »European Young Innovator Award« heuer Anfang Mai wissen das nun auch. Innerhalb 90 Minuten erklärte und diskutierten wir die Vorgangsweise und den Ablauf, präzise gesagt die Struktur eines [[Designsprint]]s. Die Teilnehmer erkannten, dass mit der Struktur, die ich vorstellte, diese Vorgangsweise in fünf und vier Tagen (das Original und 2.0) durchführbar ist, aber eben auch in 90 Minuten oder in zwei Wochen. Es hängt vom Zeitbudget und der Aufgabenstellung ab.

Mein Beispiel war ein kleines Arbeitsheft, das Ergebnis mehrerer »personal Sprints«. Das kleine Workbook, das auch bestens als Leitfaden für Facilitators fungiert und das auch nützlich ist, wenn man einmal alleine sprinten muss, gibt es im im Online-Shop als PDF (laufende Updates geplant, die erste Version ist die günstigste, doch es ist – wie könnte es anders sein – ein Prototyp).


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