Ich muss, ich will einen Artikel schreiben.

18/03/2023

Kommentar

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Diese Artikel schreiben ist einerseits einfach, andererseits doch nicht. 

Es ist nicht einfach, weil ich häufig nicht weiß, was ich schreiben soll. Das heißt präziser, weil ich nicht genau weiß, was ich schreiben will. Das verstärkt sich noch durch »die Zweifel des Autors«, ob das, worüber man schreiben will, überhaupt jemand anders interessiert. Es wird noch mehr verstärkt durch das Impostor Syndrom, das die Wissensarbeiter unserer Zeit plagt – also jene, die tatsächlich etwas wissenn (vergleiche Dunning-Kruger-Effekt): nur jene, die etwas wissen, sind sich auch bewusst, was sie alles nicht wissen. 

Und während ich das schreibe, überlege ich schon wieder, ob damit nicht wieder enorm prahle und eben nicht genug weiß, es also nur eine Frage der Zeit ist, bis man meine Unwissenheit aufdeckt (Impostor). Also ich bin nicht der, der die Wahrheit mit dem Löffel aß, aber das erlebe ich laufend: dass Menschen, die wenig Ahnung über ein Thema habe, mit großer Überzeugung ihr unvollständiges Wissen hinausposaunen. Hoffentlich mache ich das nun nicht auch. Das Problem ist ja, dass man nicht weiß, was man nicht weiß und daher wissend (= oberg’scheit) das Unwissen/Falschwissen verbreitet. Der einzige Trost ist, dass das alle machen ... irgendwie. Vielleicht die Nobelpreisträger nicht, also die Wissenschafter, Zeilinger und Co; die anderen, Obama und Konsorten zähle ich da eher nicht zu den Allwissenden. Aber was weiß ich schon darüber?

Das ist überhaupt der beste Notausgang: der Hinweis darauf, dass ich mich irren könnte und dass jeder selbst darüber nachdenken und sich eine eigene Meinung bilden soll.

Das war die Erklärung zum ersten Teil des ersten Satzes. Eine brillante (bitte verzeih mein Eigenlob) Einleitung zum zweiten Teil.

Es ist einfach, einen Artikel zu schreiben, denn ich habe eine Idee und dann beginne ich diese Idee oder den Gedanken einzukreisen und erzähle es mir (oder dir, lieber lesender Mensch) indem ich es hier notiere. Dabei entwickle ich den Gedanken weiter und im Nu sind 320 Worte geschrieben.

Der Auslöser für diesen Artikel, diese Notizen, dieses Morning-Paper oder Selbstgespräch ist die ewige Not vor eNewsletter-Termin, wonach nicht genug neues Material vorliegt. Dabei, so dachte ich mir bevor ich mit dem Tippen vor 355 Worten begann, dass es einfach sein müsste, dass es höchstens eine Stunde (oder weniger) brauchen darf, weil so viel Zeit hatten wir früher für die Deutschschularbeit. Klar, in der Hauptschule waren das einfache Themen, der Urlaub oder das erstaunliche Erlebnis, aber in der HTL war das schon anspruchsvoller. Legendär das Thema einer Schularbeit vor 40 Jahren (!): »Modewort Innovation«.

Wenn ich heute erzähle, dass ich als Managementdesigner die Unternehmer dabei unterstütze Innovationen zu erschaffen, dann nicken meine Gesprächspartner und betonen wissend, »ja, ja, das ist ja jetzt ganz modern«, man meint, es wäre jetzt besonders en vogue, gerade in diesen Zeiten höchst relevant, also im Sinne von, ganz plötzlich. Ich will jetzt nicht, dass das niemand mehr sagt, es ist gut, wenn die Menschen das Gefühl haben, dass Innovation gerade jetzt notwendig und höchst relevant ist. Der Witz ist nur: das war immer so!

Genauso wie die Alten immer über die jungen Mitmenschen klagen. Auch dazu diese legendäre Geschichte:

»Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyranisieren ihre Lehrer.« sagte angeblich einst Sokrates (Σωκράτης Sōkrátēs; * 469 v. Chr. in AlopekeAthen; † 399 v. Chr. in Athen)

Aber ich wollte ja vor drei Absätzen auf etwas anderes hinaus. Schularbeiten dauerten nur in den letzten Jahren länger als eine Stunde, in der fünften oder zur Matura, da hatten wir mehr Zeit für Themenstruktur und Faktencheck, ansonsten musste man in einer Stunde, genauer in fünfzig Minuten fertig werden. Dabei ist von den fünfzig Minuten noch hereinkommen des Lehrers, Hefte vorbereiten, Themen erfahren, lesen, entscheiden welches der drei man wählt, dann erst gings los: Aufsatz strukturieren (Einleitung, Hauptteil, Schluß), Stichworte sammeln, dann schreiben, durchlesen, Rechtschreibfehler und Grammatik korrigieren, nochmals durchlesen, die Glocke läutet und schnell abgeben. 

Was folgt daraus: Jeder von uns müsste also ein Thema aus seinem Wissensgebiet in dreißig Minuten abhandeln und darlegen können. Etwas daraus, dem Wissensgebiet, erklären und eine Meinung dazu abgeben, ein Fazit formulieren. Damit die Mitmenschen inspirieren und unterhalten. 

Jeder könnte das!

Warum macht man es nicht? Weil sich jeder sogleich die Frage stellt, wen interessiert das, und meint, ich kenn mich nicht gut genug aus.

Aber dieser Gedanke allein ist schon Hinweis und Mutmacher, denn (wie Rahim Taghizadegan einmal genial formulierte) »mit dem Durchmesser der Erkenntnis, der Umfang der Unwissenheit wächst.« (siehe Taghizadegan, Rahim: Scholien, Ausgabe 00/2015 »Scholarium«, S. 50. Wien, 2015.) Es kann also nur der Wissende ahnen, was er alles nicht weiß und genau wegen dieser Ahnung, wähnt er sich letztlich unwissend (und wird potentiell Opfer des Impostor-Syndroms)

Dazu fällt ihr der Spruch von Pippi Langstrumpf sinngemäß ein: »Das hab ich noch nie gemacht, das kann ich sicher gut.« Finde ich voll gelungen und sollten wir uns wohl öfters im Alltag vorsagen.

Das ist also mein Beitrag für diesen Sonntag. Ein Artikel übers Artikel-schreiben, der vielleicht dich dazu anregt, selbst deine Gedanken zu notieren und sie uns mitzuteilen. Die Gedanken, die Idee – so erklärte mir einmal Mischa Erben –, die wollen in die Welt. Das können sie nur durch einen Menschen und darum fallen sie auf uns ein. Wir haben dann einen Ein-Fall. Wenn wir diesen Ein-Fall, diese Idee, nicht hinausposaunen, dann sucht sich die Idee einen anderen Menschen. Der hat dann auch diesen Einfall, aber eben etwas später, und wenn der ihn veröffentlicht, dann hören wir immer wieder: ja, das hab ich mir auch schon einmal gedacht, das hatte ich vorher schon überlegt, etc. Man muss die Ideen verbreiten, wenn sie einen heimsuchen ... einem einfallen. Also los, schreib es auf und teile es mit uns.

Und wenn du eine Innovation hast, die du weiter entwickeln willst oder bei der du dir unsicher bist und sie mit einem Kundigen besprechen willst, bevor du sie in die Öffentlichkeit entlässt, dann melde dich bei mir. (1034 Worte)


PS: Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:

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