Geträumt? Befragung, Anschlussfähigkeit und Fokus.

15/12/2022

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(Logbuch-Eintrag 20221215.0536) — eine fürchterliche Nacht – 5 oder 6 oder gar 7mal aufgewacht – und nachgedacht – es hat nachgedacht und ich will mich nicht beklagen, da kamen interessante Hinweise, wie ich weitermachen könnte: wie ich die Idee der Kurzgeschichte realisieren kann (im Rahmen der Aufgabe aus dem Buch übers Schreiben), wie ich meine Wissensarbeit anders organisieren könnte (bewusstes Task-Switching) und auch interessante, »schöne« Formulierungen, die ich mir dann im Geiste immer wieder vorsagte, damit ich sie nicht vergesse. Freilich wurden diese Wiederholungen immer kürzer, an der Brillanz der ersten Idee muss ich dann wohl noch arbeiten (wobei ohnehin unklar ist, ob es tatsächlich schon brillant war, so ein Traum täuscht einen oft). Endlich läutet der Wecker. Natürlich könnte ich noch weiterschlafen, aber aufstehen ist auch eine höchst interessante Option, weil ja so viel zu notieren ist. Das mache ich dann auch: es waren 30 Minuten Getippse bevor ich mich wieder meinem Morgenritual widmen konnte. Das Ergebnis sind zwei kurze Artikel:

  • Probleme der Befragung und Interviews im Zuge eine Recherche
  • Besser Unschärfe statt Fokus

Probleme der Befragung und Interviews im Zuge eine Recherche

Die Befragung von Kunden, von Konsumenten, von Usern soll ein Gespräch sein ... eben keine Befragung, kein Interview, das nur allzuoft in eine Art Verhör abdriftet ... diese vorbereiteten Fragen mutieren so gut wie immer zu einer Art Scheuklappen, die andere Fragen »am Wegrand« ausblenden und damit die Erkenntnis einschränken ... dabei könnte es sein, dass genau dort, am »Wegesrande« der entscheidende Hinweis zu finden ist ... die Innovation übersehen ... doch der Interviewer wähnt sich in bester Vorbereitung, akribisch hat er sich am grünen Tisch, in seinem Büro die (theoretisch) »richtigen« Fragen ausgedacht und daher will er die – und nur die – beantwortet haben ... dass da nun eine andere Frage relevanter wäre, weil da etwas vom Gesprächspartner angedeutet wurde (eben die Idee am Wegesrand) interessiert ihn nicht oder bemerkt er gar nicht.

Von den Befragten bekommen wir kein unmittelbar benutzbares Material, so gut wie niemals ... was die Befragten sagen ist selten der Stoff aus dem die Innovation besteht ... aber es ist der Stoff aus dem die Innovation ent-steht ... allerdings nur dann, wenn wir offen und in der Lage sind, die Aussagen zu interpretieren ... wir brauchen Interpretationskompetenz.

Die Kunden können nicht sagen, was sie wollen, sie wissen es nicht ... wir müssen es beobachten und aus dem Verhalten und den Aussagen interpretieren ... ein Probieren, bei dem wir auch scheitern können ... das erfordert die Fähigkeit aus Sicht des Kunden zu interpretieren, hermeneutisch korrekt ... das gelingt, wenn wir unser Einfühlungsvermögen schärfen ... wenn wir in die Haut des Kunden schlüpfen ... dazu müssen wir viel über den Kunden verstehen, ihn gut kennen ... im Gespräch gelingt so ein Näher-Kennenlernen ... es geht dabei nicht nur um die Frage, wie jemand etwas jetzt macht, sondern in welchem Kontext, mit welchem Wissensstand, mit welchen Fähigkeiten, in welchen Umständen, in welchen Situationen ... die Welt ist ... (siehe 6SüD-2 – Wittgenstein) ... warum das wichtig ist?

Es geht um [[Anschlussfähigkeit]] ... wir müssen unsere Innovation derart darstellen, dass die Konsumenten es in ihr aktuelles Leben, den aktuellen Lebensumständen integrieren können.

Es muss sich erst eine neue Gewohnheit entwickeln ... aus der Innovation ... die verändert das Verhalten, sodass durch diese »halbe« Innovation eine Verhalten entsteht, dass die »ganze Innovation« zulässt ... ein Communicator mit variabler Tastatur auf einer Glasplatte muss als Telefon in die Leben der Menschen Einzug halten, um dann als neuartiger Tablett-Computer am Sofa zum Internet-Surfen benutzt zu werden. (Das iPhone ebnet den Weg zum iPad.)

Die Aufgabe ist [[Flash-Fiction]] vorzubereiten ... ein Plot, die Figuren, etc. ... das passt gut zu meinem Vorhaben einer Kurzgeschichte über den Unternehmer, der sein Unternehmen vor dem drohenden Konkurs durch eine verkaufbare Innovation rettet.

Der Unternehmer ist René und jener der hilft könnte Albert oder Francois heißen ... oder beide ... oder Pierre ... damit schaffe ich die Aufgabe, erledige diese Kurzgeschichte, schaffe Material für die Weihnachtsausgabe, verarbeite diese Notwendigkeit der Anschlußfähigkeit einer Innovation, denn nur so ist sie verkaufbar ... jede Innovation ist verkaufbar, wenn sie anschlußfähig ist und das ist eine Form der Kommunikation.

Richtig präsentiert ist jede Innovation anschlussfähig ... man nannte das bei Steve Jobs das Reality Distortion Field, doch ist es eine Erzählstruktur, die den Status Quo, den jeder versteht, aufgreift und weiterentwickelt ... das erscheint manchen als Manipulation der ungünstigen Art ... ja, es ist Manipulation – wie jede Kommunikation –, aber richtig (integer) eingesetzt, dient sie dem Guten ... die Menschen entwickeln sich weiter und verstehen warum sie es tun und wieso das gut für sie ist ... welche Beispiel kennst du dazu?

Besser Unschärfe statt Fokus

Was ich noch geträumt oder im Halbschlaft gedacht habe ... diesen unsägliche Zwang zur Konzentration, zum Fokussieren ... den müsste man doch – experimentell – einmal durchbrechen und – ganz Design-Thinking-Methode – umkehren ... die Umkehrung ist ein Werkzeug aus unserem -Design-Thinking-Werkzeugkasten ... also statt zu fokussieren machen wir alles unscharf ... das bedeutet für mein Arbeiten oder in meiner Wissensarbeit, nicht nur an einer Sache, sondern an mehreren Themen zugleich zu arbeiten. Das ist nicht wirklich Multi-Tasking, weil wir ja wissen, dass das nicht geht, sondern das ist bewusstes Task-Switching ... die 15-Minuten-Regel auf die Spitze getrieben ... ich arbeite an einer Sache, schreibe hier einen Satz oder auch zwei, mache dann an der Zeichnung weiter, noch ein Satz, eine Notiz zum GUI, zwei Parameter für den Design-Index notieren, ein Versuch am Figma-Prototypen, wieder ein Satz zum Artikel und da noch schnell zwei Dialoge für das Flash-Fiction-Projekt, usw. ... Das schnelle und emotionsgetriebene Wechseln zwischen unterschiedlichen Aufgaben auskosten, zelebrieren, auf die Spitze treiben; kein Versuch zu maximaler Effizienz, sondern ein bewusstes Durcheinander! ... alles zugleich, aber eben nacheinander ... so wie man am Buffet von allen Speisen ein wenig isst, statt nur für eine Speise a la carte entscheiden zu müssen ... auch springen zwischen Vor-, Nach- und Hauptspeise und nochmals Nachspeise, Haupt- und ein Häppchen Vorspeisen, dann auch ein wenig Suppe A und doch noch Suppe B; ich schreibe das durcheinander, weil man es so ausprobieren kann ... das passt bestens in mein Projekt über [[Productivity Hacks]] ... es ist so wie (angeblich) die Chinesen essen: da sind doch alle Speisen zugleich am Tisch und man isst, wonach einem im Moment gerade ist und achtet nicht auf eine vorgeschriebene Speisenfolge ... das Menü, die Speisen, das sind die Projekte und Aufgaben, die man als Wissensarbeiter zu erledigen hat, und wir »essen« einmal hier und einmal da ... ist alles aufgegessen, dann sind die Projekte abgeschlossen ... so werden manche Schüsseln und Platten eben früher, andere etwas später aufgegessen, manche davon werden vom aufmerksamen Kochpersonal wieder aufgefüllt, manche nicht mehr ... das eine sind Projekte, die laufend neue Arbeit generieren, Buchhaltungsunterlagen aufbereiten wäre so eine Arbeit, einmal erledigt (Schüssel geleert) wird sie im kommenden Monat wieder aufgefüllt und muss abermals »aufgegessen« werden ... man muss also keineswegs zuerst den Frosch essen, man kann den Froschschenkel verzehren, dann aber auch von der Malakofftorte und den Spaghetti kosten, dann wieder etwas Frosch, usw. ... das ist doch eher auszuhalten ... es ist abwechlungsreich ... es ist freudvoll und ich vermute nicht weniger effektiv ... kommt man in einer Sache, einem Projekt nicht weiter, so wechselt man ins nächste .. es entsteht die Chance, dass einem dort die gute Idee für das andere einfällt, also wechselt man flugs zurück und probiert aus ... nein, noch nicht ganz richtig ... also arbeite ich am dritten weiter und da fällt mir etwas ein, das für beide anderen Projekte nützlich ist und beim ersten ist nun der Knopf aufgegangen, es läuft, also schnell wieder zu Nummer 1 gewechselt und finalisiert ...


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