Ein Absatz von Tim Ferries und ein Gedankengang zur Produktivität als Wissensarbeiter

16/12/2023

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Tim Ferries schreibt:

“Don’t ever arrive at the office or in front of your computer without a clear list of priorities... There should never be more than two mission-critical items to complete each day... If you are stuck trying to decide between multiple items that all seem crucial, as happens to all of us, look at each in turn and ask yourself, If this is the only thing I accomplish today, will I be satisfied with my day?”

If this is the only thing I accomplish today, will I be satisfied with my day?

Mir fällt dazu ein, dass alle möglichen Experten (auch ich) tausende Tipps parat haben, wie man effektiver sein könnte.

Aber wir alle nutzen die nicht.

Offenbar nicht in dem Ausmaß, dass wir zufrieden sind.

Deshalb lesen wir immer wieder diese Tipps, sammeln alle möglichen Tools und Methoden und Arbeitsblätter. Ich habe soeben die letzte Cohorte von BASB (Build A Second Brain) absolviert, sicherheitshalber (tatsächlich scheint sich meine Selbstorganisation durch die Teilnahme an dieser 4-wöchigen Online-Schulung verbessert zu haben – das, obwohl ich alle Bücher kannte).

Wir lesen das, machen manches, und sind dann dennoch unzufrieden. Es ist unwahrscheinlich, dass wir nicht effektiv sind, nach 20...30 Jahren Produktivitätstraining, nach hunderten Methoden beginnend beim Time Systems Zeitplanbuch aus 1987 und GTD aus 2003 und all den anderen Methoden seit dem Zettelkasten und BASB, die vielen Note-Taking-Tools und Informations-Graphen, etc.

Worum geht es denn wirklich?

Wir können alle Informationen zu einem Thema lesen. Es gibt 1000e Artikel über Produktivitätssteigerung, Arbeitsmethoden, Selbstorganisation. Aber ohne Coach, ohne persönlichen Austausch, setzen wir es nicht um. Nicht, weil wir es nicht können, sondern weil wir zu gnädig zu uns selbst sind.

Das sagte schon Pirmin, der fahrende Händler aus Daniel Kehlmanns sensationellen Roman »Tyll«: um wirklich gut zu werden, müsse man immer und immer üben »und zwar mit einem Lehrer, der dir nichts durchgehen lässt, denn sich selbst lässt man immer viel durchgehen, mit sich selbst ist man nicht streng, sodass es am Lehrer ist, [...]« dich zu motivieren und anzufeuern. Ich habe BASB gelesen und PARA gelernt (ein Acronym für die Organisation der Informationen) und es nicht gemacht. Nicht gleich und auch nicht in der Intensität wie man es machen müsste. Erst die Cohorte, dieses Online-Trainingsprogramm mit wöchentlich mehreren Live-Sessions zu den unterschiedlichsten Zeiten (weltweit Teilnehmer), mit Schulungsvideos auf Aufgaben, die man innert einer Wocher zu erledigen hatte (sollte), hat mich weiter gebracht.

Aber auch nur ein wenig.

Zu wenig.

Ich war mir (zunächst) zu geizig mehr einzukaufen und auch zu geizig mehr Zeit dafür zu geben. War, weil ich nun doch weiter investiert habe. Wirklich vorwärts – also schnell und ohne großer Selbstdisziplinierung – gelingt es nur mit einem Coach, einem unnachsichtigen Coach. Auch so eine Coachverhalten müsste man erst entwickeln. Zu sehr bin ich noch Dienstleister, zu wenig fordernd (wie mir ein Kunde einmal sagte). Der Mensch, der weiter kommen will und dabei die Unterstützung eines Coaches (Segretarius) in Anspruch nimmt, damit es schneller und effektiver ist, der will angetrieben sein. Ein Trainer, der beim 8ten Liegestütz einwilligt, dass der Trainierende aufhört, ist wertlos. Der Trainer muss anfeuern, dass der 10te auch noch gelingt. ... Einigermaßen.

Daher sollte man doch Tim Ferries Aufforderung folgen. Niemals im Büro oder vor dem Computer ohne klare Prioritätenliste auftauchen.

Die Werkstatt nennt er nicht. Interessant, oder? Wahrscheinlich, weil den meisten Handwerkern, den guten, ohnehin kristallklar ist, was sie als nächsten tun müssen. Es ist offenbar ein Phänomen der Wissensarbeiter. Allerdings haben auch die Handwerker (die Gewerbetreibenden) eine Menge Wissensarbeit zu erledigen. Dafür (so beobachte ich) brauchen sie dann doch auch so eine Verhaltensregel (und einige täten gut daran, einen Businessdesign-Coach zu engagieren).

Man sollte das tun – deshalb auch Backlog Refinement und Daily Standups – und alle wichtigen Ich-muss-das-jetzt-unbedingt-machen Aufgaben nach der Bedeutung für den Tag sortieren. Wenn ich heute nur eine davon machen könnte, welche müsste das sein, damit ich mit meinem Tag zufrieden bin?


PS: Wann immer du über dein Business nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:

#BusinessModelCanvas #Managementdesign #DesignThinking #Servicedesign #Innovation


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