Wesentliche Prägung erfuhr ich (neben anderen, wie z.B. Henry David Thoreau & Otl Aicher) von Donald Norman durch sein Buch »Dinge des Alltags« Ende der 1980er; noch im Studium aber bereits selbständig tätig.
Dieses Buch fasste auf brillante Weise zusammen, warum ich Industrial-Design studierte: durch Gestaltung (durch designen) will ich das Leben der Menschen verbessern. Niemand soll verzweifeln oder sich ärgern, weil er keinen zusätzlichen Sender in seinen Fernseher einspeichern kann oder weil er versucht die Tür in die falsche Richtung zu öffnen; niemand soll sich dumm und unfähig fühlen, nur weil einige Hersteller, Techniker, Kaufleute meinen, das müsse der Anwender, der Nutzer eben lernen (wenn auch mitunter mühsam), denn sonst kostet es mehr. Und das soll auch nicht so sein, nur weil manche (wenige – so hoffe ich) Design-Kollegen meinen, das müsse der Anwender, der Nutzer eben lernen (wenn auch mitunter mühsam), denn sonst sähe es einfach nicht so gut aus.
Weder die Kosten noch die Ästhethik sollen den Gebrauch erschweren. Es ist die Aufgabe des Designers dieses »Design-Sudoku« aus Kosten, Machbarkeit und Ästhetik zu lösen. Die Dinge, so sage ich heute, müssen gut (!) funktionieren und sollen dann bloß (!) nicht hässlich aussehen – also ein ästhetisches Niveau erreichen, sodass eine Mehrheit der Menschen nicht behaupten kann, es sei hässlich. Das ist nicht leicht – vielleicht sogar schwieriger als wenn man ein schönes Produkt macht, denn »schön« liegt im Auge des Betrachters. Aber das ist Thema anderer Beiträge. Hier geht es darum, dass der Gebrauch eines Produkts vereinfacht wird. Und unter Produkt – Sie wissen das, verehrte Leserin – verstehe ich einen Gegenstand, einen Prozess oder eine Dienstleistung. Alle drei Typen eines Produkts können gut oder weniger gut »funktionieren« und »aussehen«.
Norman liefert uns für die Gestaltung von Produkten ein paar Prinzipien, die ich hier kurz zusammenfassen will. Denn der Mainstream behauptet ja, dass Design-Thinking ein Prozess wäre und also rezeptartig abgearbeitet werden könne – am Ende stünde eine Innovation, die sich aus »Kunden befragen und Personas erstellen« quasi autmatisch entfalte. Will man Design-Thinking also unbedingt als Rezept sehen, dann wären Normans Prinzipien der Ausgangspunkt und Grundvoraussetzung für jegliche Aktivität. In der Praxis vermisse ich das häufig.
Am Ende »des Prozesses« müsste man verstehen (wissen), was Menschen zur Orientierung benötigen und wie sie in bestimmten Situationen reagieren. Wenn man das genau bedenkt, dann kommt man ziemlich schnell zur ökonomischen Theorie der österreichischen Schule, zur Praxeologie des Ludwig von Mises, wie er es in »Menschliches Handeln« beschrieb. Auch das will ich aber für den Moment etwas aufsparen und mich mit Überschriften aus Normans Theorie begnügen:
Im Detail meint er damit folgendes:
Weil – und das ist die enge Verbindung von Design mit der Wirtschaft – ein Design, das niemand haben will und daher niemand kauft (weil niemand versteht wie oder wofür man es gebraucht) wertlos ist, egal wie gelungen es der Designer (oder der Unternehmer, oder auch die Jury eines Wettbewerbs) auch hält. Ein schönes Produkt, das »nicht schön funktioniert« ist gescheitert.
Design-Thinking, die Denkweise der Designer, hat zum Ziel den Menschen das Leben zu erleichtern und berücksichtigt die Eigenarten der Menschen bei der Gestaltung von Gegenständen, Prozessen und Dienstleistungen (bei Produkten).
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[…] fällt mir auch Donald Norman dazu ein: Design-Thinking als Rezept verstanden müsste seine Prinzipien in den Vordergrund rücken, nicht so etwas allgemeines, wie »Kunden befragen und Personas […]
[…] und wie man es nutzt. Wir knüpfen (endlich) wieder an, wenn nicht gar bei Victor Papanek, dann bei Donald Norman und seinen Prinzipien. Wir schaffen keine Begehrlichkeiten und feuern den Konsum an, sondern wir verbessern das Leben, […]
[…] Klar, durch so eine Vorgangsweise reduziert sich der Glamour. Weniger »fancy Images«, dafür Fakten und Argumente. Nicht das Glanzlicht oder die besonders gelungene Darstellung von Glas soll entscheiden, sondern ob der Gegenstand funktionieren und dennoch anspruchsvoll aussehen wird, ob der Konsument (der Kunde des Designer-Kunden) den Nutzen erkennen kann, den er liefert, und ob der die notwendigen Hinweise erhält, wie er zu bedienen ist. Donald Normans Prinzipien sind dafür die Meßlatte. […]