Wir wissen, dass die kreative Arbeit – vielleicht jede Wissensarbeit – heimtückisch ist. Sie füllt immer (immer!) den verfügbaren Raum aus. Egal wie früh man beginnt an einer Sache zu arbeiten. Ist noch genügend Zeit, dann wird es nicht lange vor dem Endtermin fertig. Außer, vor dem Endtermin sind viele andere Termine, die ein Arbeiten an der Sache nicht erlauben. Dann ist der Endtermin nur um diese Termine vorverlegt und in diesen Fällen wird die kreative Arbeit auch früher fertig. Gibt es aber keine solche Termine, dann ist die beste Arbeit erst dann gelungen, knapp – oder relativ knapp – vor dem Abgabetermin.
Diese Zeichnung von Dan Nelken bringt das treffend auf den Punkt. Ist auch erleichternd zu erfahren, dass das weltweit und Kreativdisziplin übergreifend so ist. Dan ist Copywriter.
In diesem Sinne macht das Time-Boxing freilich Sinn, denn durch die Zeitknappheit steigt die Produktivität. Das fatale daran ist, dass das nur dann wirklich der Fall ist, wenn diese verfügbar Zeit tatsächlich knapp ist und nicht nur von mir künstlich verknappt. Nur weil ich sage, ich bin in 15 Minuten fertig, heißt das nicht, dass ich jetzt schneller arbeite, weil ich weiß, ich habe ja noch den ganzen Tag und ich muss ja nicht die eine Stunde spazieren gehen – außer es ist ein Gesprächstermin oder der Hund zwingt dazu. Aber dann ist es tatsächlich knapp, also nicht künstlich definiert.
Nachdem nun diese kreative Arbeit immer alle Zeit, die man ihr gibt, aufbraucht, dürfen wir nicht großzügig damit sein. Wir müssen die Zeit knapp bemessen und die darin zu erledigende Aufgabe präzise formulieren. Dann gelingt es.
Wir können – so meine Erfahrung – nicht einfach sagen: ich nehme mir einen »Pomodoro« (25 Minuten) und arbeite die eMails ab, denn das gelingt nicht. »Die eMails« ist zu unspezifisch. Besser ist es, wir nehmen uns eine bestimmte eMail-Antwort vor und definieren dafür eine neue Zeiteinheit: eine Cherry-Tomato. Eine Cherry-Tomato sind 10 Minuten. Der Timer ist nur 10 Minuten und die Aufgabe ist klar umrissen.
Auch dieser Text, die Notiz dieser meiner Erkenntnis und Überlegung, war so eine Cherry-Tomato und siehe da, weil der Zeiger schon knapp vor dem Ende ist und ich das aus dem Augenwinkel seit ein paar Worten sehen kann, werde ich sogar rechtzeitig damit fertig.
Wir haben damit ein neues mächtiges Werkzeug in unserer Tool-Box. Mit den Pomodoros bringen wir die großen Aufgaben immer wieder ein Stück weiter, mit den Cherry-Tomatos die kleinen. Für beide definieren wir exakt, was wir tun wollen und zu erreichen beabsichtigen. Danach gönnen wir uns eine kleine Pause – auch dann, wenn wir gar noch nicht müde sind: siehe meinen Logbucheintrag über Amundsen dazu.
PS: Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst oder Unterstützung wünscht, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:
#BusinessModelCanvas #Managementdesign #DesignThinking #Servicedesign #Innovation
Also published on Medium.