eigentlich ist es ein wahnsinn. in meiner kindheit und in meiner ersten erwachsenenhälfte kauften wir die wurst zuerst beim fleischhauer (metzger, für die deutschen leser), später bei der wursttheke im supermarkt. neuerdings öffnen wir vakuumverpackte vorgeschnittene ware. nicht alle, aber viele, ich behaupte die meisten menschen machen das. keine frisch aufgeschnittene und in wurstpapier verpackte wurst, sondern diese industriell verpackte ware – industriell gefertigt wird ja die wurst schon seit längerem (zumindest für uns »zivilisierte«).
jetzt fragt sich der designer, warum ist das so?
spontan lautet die antwort: weil die menschen heute keine zeit mehr zum einkaufen haben, weil sie es eilig haben, keine zeit beim warten an der wursttheke verschwenden wollen (die wegezeit von einem geschäft zum anderen spart man sich schon längst und kauft im supermarkt ein) und daher lieber ein packerl aus dem kühlregal nehmen.
denkt man aber etwas länger darüber nach, so könnte man auch den schluß ziehen, dass der skalierungsdruck, dem die unternehmen ausgesetzt sind, diese tatsache erzwingt.
kleinst- und kleinunternehmen (sagen wir gewerbetreibende) können den regulierungswahnsinn des gesetzgebers weder zeitlich noch finanziell stemmen. der kleinunternehmer kennt sich in den immer komplexer werdenden regelsystemen nicht mehr aus, hat nicht die zeit, sich darin einzuarbeiten (es sind zu viele und er will ja auch seinen beruf ausüben) und stellt daher berater ein, die ihm weiterhelfen (steuern, recht, …). das ist teuer. manchmal zu teuer und daher legt man die gewerke am besten zusammen. eine bäcker-kette kann sich einen berater eher leisten, als fünfzig bäcker fünfzig berater.
also gut, daher supermärkte statt einzelhändler, daher wenige große supermarktketten als viele kleine.
doch der gesetzgeber gibt nicht auf. mehr regeln, mehr vorschriften, mehr gehalt und die kundschaft will oder kann nicht mehr bezahlen.
um uns den wohlstand (z.b. die große wurstauswahl) zu erhalten, ersinnen die unternehmer und manager immer neue optimierungen und steigern ihre effizienz, sodass der preis konstant bleibt oder sinkt. also keine wursttheke mehr, daher keine angestellten. vorverpackt, damit weniger abfälle, weil ja die vor-aufgeschnittene, aber nicht verkaufte wurst nicht entsorgt werden muss. hygienisch ist es obendrein, denn auch eine einzige zentrale stelle (die fabrik) ist leichter vorschriftsgemäß einzurichten und vorschriftsgemäß sauber zu halten als viele dezentrale orte.
man bedenke wieviel 10 dekagramm wurst kosten müssten, wären mehrere wurstverkäufer angestellt, die an einer wursttheke arbeiten, damit die wartezeiten (auch in spitzenzeiten) relativ gering gehalten werden (eine person ist zu wenig, es müssten mehrere mitarbeiter sein). die kosten für die angestellten müssen auf den materialpreis aufgeschlagen werden. dazu die kosten für die vorschriftsgemäße und arbeistinspektoratskompatible wursttheke und ihr umfeld. keine frage, wir wollen hygienisch einwandfreie situationen, aber es besteht zweifel, ob die geltenden vorschriften immer diesem ziel dienen. am ende ist es eine luxuswurst für wenige, also ein wohlstandsverlust.
bis jetzt gelingt es den unternehmern unseren wohlstand zu erhalten. wie lange noch?
ps: was bringt diese notiz? ist es wert, darüber zu reden/schreiben oder geht es uns ohnehin bestens? lohnt der aufwand, darüber nachzudenken? ich weiß es nicht. was sagt der leserin dazu?