Beim Personal Trainer las ich »Fitness ist kein Projekt, sondern eine Lebenseinstellung«. Fitness für den Körper ist analog zu Innovation für die Organisation.
Auch Innovation ist kein Projekt, sondern eine Lebenseinstellung, eine Haltung. Eben jene der Organisation.
Eine Frage der Organisationskultur.
Und diese Haltung, diese Kultur, ist unabdingbar, wenn man langfristig im Geschäft bleiben will. (Deshalb brauchen wir auch Design, siehe Satz Nr. 5 der »6 Sätze über Design«: Designen muss zentraler Bestandteil der Unternehmensstrategie sein.)
Manche Manager (z.B. Banker) meinen, man müsse nur so lange Neues entwickeln (Software), bis man alles hätte, was man für einen gut funktionierenden Prozess braucht. Wenn dann die Kunden ihre Bankgeschäfte bequem durchführen können und die Bank auch gut Geschäft damit macht, dann hat man alles, was notwendig ist.
Die Kunden können die Geräte und die Software am SB-Terminal oder im Webbrowser bedienen, kennen sich aus und die Bank kann damit verdienen. Es ist für beide Seiten optimiert. Also kann man sich zurücklehnen und das Leben genießen. Man hat alles, was man braucht. Fertig.
Aber auch hier gilt, genau wie beim Muskeltraining, »Stillstand ist Rückschritt«. Hören wir auf mit dem Training (Muskel- oder Ausdauertraining), dann degenieren die Muskeln und wir schnaufen beim Stiegensteigen. Das ist nichts Böses, aber was nicht gebraucht (trainiert) wird, wird effizient reduziert (der Körper ist ein Wunder). Gleiches, diese Tendenz zu optimieren, gilt für die Organisation. Ohne Anspruch, ohne Anstrenung »degenerieren« die Prozesse, setzen fett an, schleifen sich ab, werden vielleicht sogar schlampige Routine.
Trotzdem meinen die »Wissenden« und manche Branchenexperten, dass alles entwickelt ist und man nichts verändern müsse. Schmunzelnd sagen sie dann (vermeintlich) entwaffnend: »Never change a wining team.«
Doch dem ist nicht so. Das »Wining Team« wird bald überholt werden. Denn das ist die Chance der »Unwissenden« und Branchenfremden, die erkennen Mängel, sehen Veränderungspotentiale, manche gut (aus Nutzersicht), manche weniger.
Sie erkennen zum Beispiel, dass das Problem die vorproduzierten und eingebauten Plastiktasten am Smartphone sind, die die zügige Weiterentwicklung und bequeme Nutzung von Smartphone-Software behindern. Die Telefonbranchenfremden (du weißt, ich denke an Apple 2007) erfinden einfach ein Telefon ohne Tasten, mit Tasten als grafische Bedienelemente auf einem kleinen Bildschirm. Schon kommt der damals größte, erfolgreichste Mobiltelefonanbieter, jener mit dem damals wohl besten User-Interface, ins Schleudern und verschwindet schließlich nach ein paar Aufbäumungen ganz. Auch der andere Superstar der Smartphones ist weg, obwohl einer sogar Präsident wurde, weil er das Gerät (so sagt man) sensationell während seiner Kampagne einsetzte und nutzte. Allein, es half nicht. Es war zwar alles da, was man brauchte. Während des Präsidentschafts-Wahlkampf. Aber das reichte eben nur für »während.« Später wollten die Kunden anderes und die Branchenfremden lieferten es.
Es sind immer (fast immer) die Branchenfremden, die das Neue in eine Branche bringen, die diese Disruption verursachen. Sie gehen befreiter an die Sache heran; sie wissen nicht, wie schwierig es tatsächlich ist (oder sein könnte). Also legen sie los. Dann entsteht zuerst unvorstellbar eine Autofabrik von einem Einzelnen, dann eine Raketenfabrik, dann ...
Oder der andere, der Jahre zuvor meinte, der Handel könnte kundenfreundlicher sein. Heute sind die großen Internet-Kaufhäuser in Amerika und Asien nicht wegzudenken.
Und sie sind bequem.
Die Welt verändert sich laufend und damit auch die Struktur. Nicht nur geologisch, klimatisch, auch wirtschaftlich. Dazu im nächsten Artikel mehr.
Auch wenn jetzt alles prima erscheint, man muss die Augen offenhalten und sehen – rechtzeitig! –, dass neue Bedarfe entstehen, dass das heute Neue bald gewohnt ist und daraus neue Ansprüche entstehen. Das sind die Felder der Erneuerung, der Innovation. Diese Innovation ist nicht immer technisch, im Sinne einer Erfindung, sondern auch (und zukünftig wohl verstärkt) emotional und sozial. Womit wir wieder bei den drei Zielen von Design wären: funktionalen, emotionalen und sozialen Nutzen zu stiften.
Daher
PS: Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:
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