Eigenartig – da gehen die Menschen in einen Vortrag, um mehr über ein Thema und die Position des Vortragenden dazu zu hören, vielleicht auch um etwas zu lernen. Dann ist der Informationstransfer zu Ende – der hoffentlich unterhaltsam und erschöpfend war – und dann kommt die obligate Frage: »Gibt es noch Fragen?« oder, etwas eleganter »Welche Frage kann ich dazu beantworten?«
Aber nach einem Vortrag braucht man nicht diskutieren — nicht im Plenum! Wozu diese Fragen-stellen-Gewohnheit? Hat der Vortragende nicht sauber argumentiert, seinen Vortrag nicht didaktisch klug aufgebaut? Hat er sich mit der Zuhörerschaft und ihrem Vorwissen nicht ausreichend in der Vorbereitung beschäftigt?
In den meisten Fällen, so stelle ich immer wieder fest, wollen die Zuhörer gar nichts mehr fragen. Oder die gestellten Fragen interessieren die Mehrheit nicht, die interessieren nur die Fragesteller. Viele Zuhörer wollen lieber die gehörten Informationen verarbeiten, indem sie darüber nachdenken oder das Gehörte im kleinen Kreis reflektieren – beim Buffet 😉 –, vielleicht auch mit dem Vortragenden. Aber das ist ein anderes Format!
Ein Vortrag ist kein Format für Meinungsaustausch! Es ist das Format des Meinungstransfers, des Ich-sage-euch-meine-Meinung. Sozusagen ist es ein verbaler Essay.
Martin Luther King fragte nicht nach seinem legendären »I-have-a-dream«-Vortrag, ob es noch Fragen dazu gäbe, ein Diktator fragte nicht, auch Steve Jobs fragte nicht. Jeder sagte, was er meinte, auf zuversichtliche, schauerliche oder begeisternde Weise.
Will man Fragen stellen, dann muss man ins Seminar gehen. Das ist das Format dafür. Ein Format des Hörens, des Fragens, des Diskutierens, des Lernens.
Apropos, beim Design-Thinking-Tank gibt es noch ein weiteres Format: das Abendgespräch. Das sind nächsten Termine, derzeit online. seit 2021 ist es das Innovation-Briefing.
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