»Frag die Leute nicht was sie wollen, sag es ihnen«, meinte einmal Roman Braun. Der Designer braucht eine Art der »unterwürfigen Überheblichkeit«.
Überheblich erscheint er, weil er behauptet zu wissen, was die Leute wollen, weil er sich diese Freiheit, diesen »diktatorischen Zug« erlaubt, weil er zutiefst vom Vorteil für den Anwender einer Sache, eines Prozesses oder einer Dienstleistung überzeugt ist.
Unterwürfig ist er, weil er das aus der radikalen Nutzersicht macht, weil er sich »in die Haut« des Nutzers versetzt, »in seine Schuhe stellt«, weil er mit viel Empathie die Empfindungen des Nutzers nachfühlt und großen Willen hat, das Erlebnis des Nutzers zum bestmöglichen zu machen.
Naja, es gibt auch Designer, denen zuweilen die Vorliebe für eine bestimmt Ästhetik in die Quere kommt; dann ist es vorbei mit der Unterwürfigkeit, mit dieser Kunden-/Nutzerzentriertheit.
Aber nehmen wir an, dass es dem Designer tatsächlich um funktionalen, emotionalen und sozialen Nutzen geht, den er zu stiften anstrebt, dann wird der Designer den vermeintlichen Wunsch des Kunden, der das Produkt benutzt, antizipieren und das Bessere, das Richtige auswählen.
Damit ähnelt der Designer dem Unternehmer. Auch der muss das, was einmal gewünschte werden wird, erahnen, um es dann, wenn es nachgefragt wird, anbieten zu können. Beide können sich irren. Doch beide lassen dem Kunden freie Wahl: sie machen bloß ein Angebot.
Der Designer (wie auch der Unternehmer) kann sich seiner Verantwortung nicht entziehen. Er muss dem Kunden sagen, was er will. Der Kunde hat das Privileg das nicht zu wissen.
Korrektur gegenüber Original-Post: Es war nicht Werner, sondern Roman Braun.
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Hi Rudolf, da spricht der Service -und Dienstleistungsdesigner! Ich glaube, es hat etwas mit "Etabliertheit" zu tun. Der junge Absolvent macht alles um jeden Preis, der etablierte lässt den Kunden, der bereit ist einen höheren Preis für das Privileg vom "Stardesigner" bedient zu werden, zappeln. Das Zitat hat für beide eine Berechtigung: "Er muss dem Kunden sagen, was ER (der Kunde oder der Designer!) will. Der Kunde hat das Privileg das nicht zu wissen (es gibt einige wenige Kunden, die wissen, was sie wollen).
Lieber Harald, danke für deinen Kommentar. Ich meine hier nicht den Kunden des Designers (das wäre der Unternehmer), sondern den Kunden des Produktanbieters (des Unternehmers), den Nutzer, den Verbraucher, den Konsumenten. Dieser Konsument hat das Recht nicht zu wissen was er will, der Unternehmer erahnt es und gibt es ihm. Der kluge Unternehmer bedient sich dabei eines "Kunden-Experten", des Designers. Dieser Designer soll sich nun diese "unterwürfigen Überheblichkeit" leisten, sich konzentrieren und (gemeinsam mit dem Unternehmer) entscheiden, was der Konsument tatsächlich braucht und haben will. Ob man richtig getippt hat, entscheidet dann der Kosument. Indem er kauft.