Nach den vorsatzfreien Jahren will ich heuer ein »neues« Experiment starten: Neujahrsvorsätze in Gewohnheiten (habits) umwandeln. Angeregt hat mich dazu die Evernote #EverBetterChallenge, an der ich den Kernvorsatz festmache. Darum bilden sich eine Menge weiterer Vorsätze, d.h. genaugenommen ist es eine Vorsatzsystematik.
Der Kernvorsatz heißt, mehr schreiben und das Geschriebene publizieren. Denn, ich schreibe ja relativ viel, nur Sie, liebe Leserin, liebe Leser, können es nicht lesen, weil wo? Das Geschriebene liegt zum Teil auf digitalen Ablageplätzen auf Evernote, in Scrivener, in Notion, etc. und auf realen Zetteln und in Ordnern, in Moleskine- und Leuchtturm-Heften. Manches davon lagert Jahre bis ich es wieder finde, manchmal erinnere ich mich an die Umstände, an die Gedanken, die zur Notiz anregten, dann transferiere ich es ins Digitale oder schreibe ein Draft auf meinem Weblog. Doch der Publishing-Button hat schon Spinnweben angelegt. Ich klicke ihn nicht. Das soll sich ändern. Die #EverBetterChallenge ist der Katalysator dafür.
Drumherum sammeln sich nun die passenden Folgevorsätze. Da ist zunächst die Verdichtung unseres Design-Thinking-Coaching- & Trainings-Lehrgangs. Mindestens eine Anthologie dazu soll heuer erscheinen, vielleicht sogar eine Gesamttheorie. Das Material liegt vor. Ähnlich wie für die Blogpostings sammelten sich in drei Jahren Entwicklungszeit und in nun schon wieder zwei Jahren angewandter Praxis Wissen und Theorie, die es zu verarbeiten gilt und mit den gemachten Erfahrungen verknüpft werden sollen.
Der dritte Satz der »6 sätze über design« ist so gut wie fertig, aber der innere Schweinehund verhindert die Veröffentlichung. Es sind noch einige Details zurechtzurücken, die Reihenfolge der Artikel passt vielleicht doch noch nicht, und unter Umständen wäre es nun sinnvoll die anderen beiden Sätze, #2 und #1, auch als Outline mitzubedenken. Die Sätze 1 bis 3 erscheinen mir stärker miteinandern verwoben zu sein, als die Sätze 4 bis 6, die bereits erschienen sind (als ebooks, kindle und Taschenbuch).
Es wird also, so kristallisiert sich nun der Generalvorsatz, ein Jahr der Publikationen. Worauf Sie ja schon längstes warten ist das Buch »Anthropologie & Design: Gespräche zweier Experten und die Genese einer Design-Ethik« oder so ähnlich. Es wird ein englischer Titel, denn die Gespräche haben wir, der Anthropologe Michael Leube und ich, in englisch festgehalten und nachlesbar gemacht. Wir werden Sie damit wohl konfrontieren und zur Co-Creation einladen. Das ist heute so üblich. Der Leser soll mitentscheiden, wie die Werke, die er lesen möge, heißen und wie deren Umschlag aussehen soll.
Naja, und im Kielwasser dieser Aktivitäten, dem fast täglichen Blogpost mit einer kurzen Notiz, die »6 Sätze über Design« veröffentlicht, die Textsammlung zu »Think-Design« und die Gedanken des Anthropologen und des Designers, in diesem Kielwasser wird wohl auch die theoretische Abhandlung zum #Designmanagement-Toolkit gelingen. Wenn man im Schreiben drin ist, dann geht es ganz leicht. So hoffe ich. Der #Designmanagement-Toolkit wird die Arbeit der Designmanager vereinfachen und die Innovationskraft der anwendenden Organisation erhöhen. Auch der unseren.
Zu diesem Vorsatzsystem, und deshalb spreche ich von einem System, gesellen sich nun die anderen, nicht-schriftlichen Dinge. Da wäre zunächst die für die Realisierung untentbehrliche Ordnung der Aktivitäten in der Zeit. Man muss die Aktivitäten in der Zeit ordnen, so wie man die Dinge im Raum ordnen muss. Um Ordnung halten zu können, braucht jedes Ding seinen Ort. Wenn man weiß, wo etwas liegen soll (und liegen kann; wenn es also passenden Stauraum gibt), dann kann man einen aufgeräumten, einen »ordentlichen« Raum schaffen. Das ist der Raum, den es für konzentriertes Arbeiten braucht. Denn es ist keineswegs so, dass das Genie das Chaos beherrscht. Es ist zwar so, dass Genies im Chaos mehr schaffen als Nicht-Genies, aber eben noch mehr schaffen würde, wäre die Ablenkung geringstmöglich. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Die Dinge brauchen einen ihnen zugedachten Platz, dann kann man sie auch wieder wegräumen, wenn sie nicht gebraucht werden, und somit schafft man sauberen, ordentlichen Raum.
Analog dazu, so meine Überlegungen, brauchen die Tätigkeiten ihren Platz, den Platz im Zeitraum. Der Stundenplan ist das Werkzeug, das diesen Platz schafft. Es gibt bestimmte Zeiten für bestimmte Tätigkeiten. Das ist an sich auch nichts Neues, aber es wird zu wenig praktiziert. Von mir auf jeden Fall. Heutzutage muss man flexibel sein, muss schnell auf die Anforderungen des Tages reagieren und darf nicht träge — und vor allem nicht bürokratisch erscheinend — auf den fixierten Stundenplan verweisen. Aber genau diese, aus der Schulzeit gewohnte Ordnung bringt einem weiter. Es ist eine andere, eine alte Art des heute so beliebten »Time boxings«. Man hat eine Stunde Mathematik, danach Deutsch, danach Geschichte und in allen drei Stunden bringt man drei Themen weiter. Konzentriert (mehr oder weniger) und zügig, denn der Lehrer will seinen Lernstoff durchbringen. Ähnlich soll es heuer gelingen. Die Dinge am passenden Ort, die Tätigkeiten zur festgelegten Zeit. Das ermöglichte fokussierte Konzentration. Das ist ein Vorsatz und ein Experiment.
Die Frage ist, kann es gelingen einen Stundenplan festzulegen, den man auch über ein Jahr beibehält, und trotzdem auf die Anforderungen der Wirtschaft reagieren. Vor Jahren schon, 10 oder 15 Jahre muss das her sein, und danach immer wieder probierte ich dieses »Stundenplansystem« und scheiterte. Warum es heuer gelingen soll, frage ich mich. Vielleicht weil ich es etwas flexibler auslege. Da gibt es Vormittage mit fixen »Stunden« und Nachmittage, die eher frei gestaltet werden. Früher, in der HTL, waren das die Lernnachmittage. Da war für zwei Stunden nur die Tätigkeit (lernen), nicht der Inhalt festgelegt. Analog dazu sind die Nachmittage für Gespräche und Termine definiert. Dann gibt es ähnliche »Zeitflächen« für die Projektarbeit. Manche Vormittage wird man auch dafür bereitstellen müssen. Aber nur ausnahmsweise. Das entspricht den Supplierstunden, den ausgefallenen Stunden, wenn ein Lehrer verhindert war. Dann machten wir nichts oder lernten anderes. Mit diesen täglichen Zeit-Slots sollte also die Realisierung gelingen. Konzentrierte Arbeiten in 30, 60 und 90 Minuten Einheiten. Das sollte auch der »Work-Life-Balance« dienen.
Zu diesem »System« gesellen sich weitere nicht-schriftliche Dinge, organisatorische Vorsätze der persönlichen Haltung: mehr Leadership, mehr Klarheit und Präzision soll heuer gelingen. Weniger nachgiebig? Vielleicht. Es gibt genug Visionskraft, die zeigt, wo es hingehen soll und kann, aber eben auch viel Neugier, die auch andere Ziele schnell als verfolgenswürdig und höchstinteressant klassifizieren lässt. Zu schnell. Das will ich ändern. Diese Flexibilität ist auch eine Schwäche, die Unstetigkeit erlaubt. Auf der anderen Seite ist das das Wu-Wei, die Lebenskunst des Tao, das Leben im Fluss, das Zulassen von Serendipität. Es gilt also in diesen nächsten 365 Tagen eine gute Mischung zwischen strikter Planung und ergreifen von günstigen Gelegenheiten zu schaffen.
Dieser Post erscheint zwei Tage später als geplant — ein Rückfall noch ehe das neue Jahr begonnen hat? Nein, Texte müssen etwas liegen ... reifen. Dieser ist daher recht frisch und daher vielleicht manchmal sperrig und unklar. Aber die Überlegungen sollen nun raus. Schnell. Täglich.
Schreiben Sie mir, was Sie von so frischen Texten halten. Ist es lesbar, nützlich, oder soll es besser Wochen, Monate, Jahre abliegen, also reifen? Ich lese jeden Ihrer Kommentare und antworte darauf.
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[…] ist, als hätte ich diesen Blogartikel erst gestern verfasst, so frisch habe ich ihn in Erinnerung und so tatendurstig will ich das […]