nach B2B und B2C kommt nun D2C.

09/01/2013

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imageD2C – designer to consumer. so könnte die neue formel lauten, zumindest in manchen bereichen der konsumwelt. die heute zur verfügung stehende technik macht das möglich. der aufstieg chinas ist massiv beteiligt daran. wieso und wie das möglich ist, beschreibt roger ball in seinem buch »DesignDirect«.

bei einem bankett der BODW (business of design week) in hong kong steht plötzlich die frage im raum: »warum gibt es keine designer als CEOs?«. – ja, ein paar gibt es: YouTube, Flickr, SlideShow, Nike und auch Dodge Car, aber die meisten CEOs auf der welt sind rechtsanwälte, betriebswirtschafter, techniker oder marketeers. roger ball, der auch an der hong kong polytechnic university (HKPC, laut dem business week magazin »one of the top design schools in the world«) lehrt, beginnt zu zweifeln, ob die heutige designausbildung noch die richtige ist? ist es nicht höchste zeit, das berufsbild des designers neu zu formulieren?

das buch ist mehrschichtig angelegt. es gibt abschnitte, die basiswissen vermitteln – das könnte langweilen, ist aber auch eine gute auffrischung des (als designer) bereits gewußten. dann gibt es abschnitte, die grundsätzlich das neues geschäftsmodell der designer erklären, DesignDirect oder wie ich es nenne: D2C. das alles eingebettet in den bericht über den verlauf des prototypischen master-design-lehrgangs an der HKPC, den ball leitet.

grundsätzlich daran interessiert, wie dieses DesignDirect-modell aussieht, wurde ich im laufe des buches immer neugieriger wie die neue form des lehrens funktionierte. designstudenten sollten wie CEOs agieren, sollten darauf achten, dass sie ihre produktidee zeitgemäß und effektiv promoten. sie sollten für sich selbst arbeiten und eine design-driven-brand entwickeln. die prüfung erfolgte über eine google-suche: die studenten mußten für ihr produkt eine eigene website vorbereiten und diverse social media kanäle mit inhalten füllen. die angabe von drei suchbegriffen sollte dann reichen, um (möglichst) auf der ersten seite des suchergebnisses sichtbar zu werden. die präsentation der arbeit erfolgte dann über die angezeigten links: zur eigenen website, zu youtube-videos, facebook, etc. es war spannend zu lesen, welche maßnahmen gesetzt wurden und wie es gelang die studenten zu motivieren.

all das ist auch für den etablierten designer interessant, für jeden unternehmer sowieso. die allgemeinen informationen über branding und packaging könnte man überspringen, sind aber eine gute auffrischung des eigenen wissens.

ich bin seit mehr als 25 jahren im designgeschäft aktiv. mir gefiel dieser ansatz und ich las das buch mit großem interesse. auch wir designer müssen uns daran gewöhnen, dass sich unser berufsbild verändert. nachdem das berufsbild/geschäftsmodell der gemüsehändler, der schuster, der reprofotographen, der buchsetzer, der buchhändler, der musikbranche, der unterhaltungselektronik, … heute oft ein krass anderes ist als noch vor 10, 20 jahren, ist nun unser beruf an der reihe. roger ball zeigt uns die zeichen der zeit, auf dass wir selbst die für uns passenden schlüsse daraus ziehen. es könnte sein, dass der designer in zukunft kein dienstleister für hersteller von gegenständen mehr ist, sondern diese gegenstände selbst vertreibt. es könnte sein, dass der designer in zukunft unternehmensformen gestaltet, geschäftsmodelle, vertriebskanäle, ertragsmechaniken. aus kundensicht und unter berücksichtigung der kaufmännischen und technischen rahmenbedingungen (so gesehen, also nichts neues).

ich bin da ganz auf seiner linie, wenn er vertritt: design ist mehr als die schöne form. nicht CEOs müssen designer werden – wie nußbaum schon 2007 (falsch) schrieb –, sondern designer müssen (können heute) CEOs werden. roger ball: »this is the dawn of a new era in design and entrepreneurship – DesignDirect.«

klare kaufempfehlung. *****