1992 schrieben wir:
bei integriert entwerfen beschäftigen wir uns nicht nur mit der äußeren form (der hülle) eines produkts, wir beschäftigen uns mit den beziehungen des produkts zum menschen.
integriert entwerfen bedeutet, nicht nur die sichtbare form eines produkts zu gestalten, sondern auch die am produkt nicht sichtbaren, aber trotzdem erfahrbaren abläufe, während es verwendet wird, zu berücksichtigen und positiv zu beeinflußenbeeinflussen.
integriert zu entwerfen heißt, sich auf die suche begeben, - auf die suche nach den richtigen schnittstellen zwischen produkt und mensch (gebraucher), und prioritäten zu setzen. beim autobus ist die wichtigste schnittstelle nicht die inneneinrichtung, sondern der einstieg. was passiert in dem augenblick mit der alten frau, die in den bus einsteigen will? wie fühlt sie sich dabei? wird ihr bewußtbewusst, dass sie 80 jahre alt ist? oder merkt sie gar nicht, dass sie schon schlecht stufen bewältigen kann, weil es keine gibt? fällt es ihr fast so leicht einzusteigen, wie der 17-jährigen neben ihr? erst wenn diese schnittstelle gelöst ist, ist der innenraum, der sitz zu behandeln.
integriert entwerfen heißt, die gefühle des benutzers zu berücksichtigen. angestrebt wird, dass der benutzer das gefühl hat, das produkt, die maschine zu beherrschen; die technik mußmuss sich dem menschen unterordnen. geräte müssen intuitiv benutzbar sein. wie oft haben wir schon versucht, eine tür in die falsche richtung aufzumachen und sind uns dabei dumm vorgekommen. in wirklichkeit ist aber das problem des türöffners (des türdrückers, des türschildes) oder der tür nicht gelöst (schnittstelle). es mußmuss spürbar sein, wie und in welche richtung die tür aufgeht, nicht lesbar!
integriert entwerfen bedeutet, einen auftrag von der gesellschaft zu übernehmen. den auftrag, probleme aufzuspüren und zu lösen. aber die wirklichen probleme stehen selten im briefing. sie müssen erst gefunden und aufgedeckt werden, bevor man sie lösen kann.
integriert entwerfen lässt design nicht zum selbstzweck werden. man mußmuss auf technologien, auf herstellungsverfahren eingehen, sie berücksichtigen und ausnutzen, auf dass möglichst viele menschen vom ergebnis des entwurfs profitieren können – design ist für alle da.
integriert entwerfen erfordert auch, dass schon die herstellung des produkts menschengerecht ist. das heißt, es muss in sinnvollen, zusammenhängenden arbeitsschritten herstellbar sein.
integriert entwerfen heißt also:
1. die handlungen rund ums produkt im gebrauch und bei der herstellung beachten,
2. die lösung möglichst vieler schnittstellen zwischen mensch und produkt anstreben,
3. dass das produkt mit seinen vorteilen möglichst vielen menschen zugutekommt und
4. dass ästhetische qualität erreicht wird.
das produkt kann dann nach drei kriterien auf qualität überprüft werden:
A. psychische ergonomie
wie fühlt sich der mensch? wird er verunsichert? kann er das produkt intuitiv richtig bedienen (z.b. einen türdrücker)? schafft es klassen?
B. physische ergonomie
kann der mensch bedienelemente gut greifen und betätigen? stimmen die maße? ist das produkt dem körper des menschen angepasst oder muss sich der mensch dem produkt anpassen?
C. innerer wert
erfüllt das produkt die ihm zugedachte funktion auf derzeit optimale weise, oder sind kompromisse eingegangen worden? in welchem zustand wirft man es weg, und was passiert dann damit? ist das gerät kostengünstig, materialsparend herstellbar? welches material, und von wo aus welchem material und woher kommt es? was kostet es wirklich -, ökologisch, human? wie wird mit den menschen, die das produkt herstellen, umgegangen?
PS: Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:
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