Innovation verändert die Welt, das ist nicht schlecht.

05/05/2023

Kommentar

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Die Menschen wünschen Stabilität.

Im allgemeinen.

Ja, sie leiden auch an Neophilia, der Lust am Neuen, wie mir Michael Leube immer wieder sagt, aber das meist nur in jeweils einem Segment ihrer Leben. Für manche soll es jährlich ein neues Telefon geben, für andere ein neues Auto, ein neuer Film, ein neues Outfit (Kleidung). Aber im Großen und Ganzen soll das Umfeld stabil bleiben – soll statisch sein. Die Einbahnstraße soll so sein, wie sie jetzt ist, die neue Fußgängerzone soll nicht den Straßenverlauf und damit die gewohnte Fahrt in die Arbeit verändern, die neue Software zur Kundenbetreuung macht alles nur komplexer, die Organisationstruktur kann für immer so bleiben. Wir brauchen nichts Neues, keinen Webstuhl, keine Dampfmaschine, keine Computer, keine IKT (Digitalisierung); kurz, wir brauchen nicht wirklich Innovation.

Sagen die einen.

Die anderen sagen, die Innovationen revolutionieren unser Leben und werden uns alles angenehmer machen.

ChatGPT zum Beispiel. Das ist erst der Anfang. Das Leben wird wunderbar werden, wenn das erst richtig groß ausrollt.

Aber dann verlieren viele ihre Arbeit. Dieses Mal nicht nur die Blue Collar Worker, sondern jetzt gilt das auch für die White-collar worker, die Wissensarbeiter.

Aber nicht alle. Nur jene, die eine bestimmte Gabe gar nicht oder diese nicht trainiert haben. Doch das ist kein Schaden, denn das ist in der Vergangenheit immer wieder passiert und hat letztlich allen genutzt. Das Leben verbessert. Verändert, aber verbessert. Denn wenn zum Status Quo etwas Neues hinzugefügt wird, dann verändert sich der Status Quo. Er ist dann nicht mehr Status Quo, sondern »alter Stand«. Die Neuheit verändert auch das Umfeld.

Ein Denkfehler verleitet uns immer wieder

Die Innovation verändert unser Leben, nimmt uns einen Teil unserer Verdienstmöglichkeit und alles andere bleibt gleich. So meinen viele zunächst. Das ist vergleichbar mit Leistungen, die zuerst vom Staat erbracht wurden und dann an private Organisationen abgegeben werden. Viele nehmen nun an, dass dadurch alles teurer wird. Ein Irrtum, dem nicht nur, sondern vor allem die Politiker erliegen. Sie meinen, wenn sie eine Leistung des Staates privatisieren, bleibt alles wie es ist (z.B. die Steuerlast), nur dass die Leistung nun vom Privaten erbracht wird, der extra dafür von den Bürgern bezahlt wird.

Der Denkfehler ist, dass die Menschen übersehen, dass wenn der Staat Leistungserbringung an andere überträgt, er auch seine Gebühr (das sind die Steuern) reduzieren muss. Wer keine Leistung liefert, dem gebührt keine Bezahlung. Anstatt dass ich für die Müllabfuhr der Stadtregierung Steuern bezahle, bezahle ich sie an den privaten Betreiber. Die Steuerlast müsste mindestens im selben Ausmaß sinken. »Müsste«, denn das macht sie häufig nicht. Weil eben dieser Irrtum in den Gehirnen eingebrannt ist, jenen der Politiker – denn es wäre unbequem würden die Einnahmen sinken, man wollte doch durch Auslagern der Leistung nur Ausgaben senken – und jenen der Bürger – denn die hören es nicht anders.

Da bittet mich vor einiger Zeit ein Vertreter einer NGO, dass ich ihm Geld gebe, damit er sich um die Tiere, das Wasser, den Wald, etc. kümmern kann, denn die Regierung mache das nicht ausreichend gut. Das mag sein, dass die es nicht gut genug macht, aber die bekommt bereits das Geld für diese Arbeit von mir. Auch für die Bildung bezahle ich mittels Steuerabgaben. Ich habe daher kein Extra-Budget um nochmals der lokalen Volksschule eine Zuschuss für die Heizung und die Vorhänge zu geben.

Außer ... die Steuern würden reduziert. Ich gebe dann statt der Regierung via Steuern dem Tierschützer direkt das Geld für die beste Interessensvertretung der Tiere. Das würde ich liebend gerne machen. Aber es ist bei Strafe verboten Steuerzahlungen zu reduzieren und den Reduktionsbetrag einer anderen Organisation, einer Schule oder Universität, einem Theater oder den Umweltschützern zu geben.

Man negiert, dass die Zugabe einer Sache, das Gesamtsystem verändert und daher auch an anderer Stelle eine Veränderung bewirkt. Ein Negativ hat auch ein Positiv.

Wenn ich eine staatliche Leistung privatisiere und diese privat erbrachte Leistung direkt dem privaten Leistungserbringer bezahle (die Innovation), dann muss sich auch die Zahlung an den Staat in mindestens gleichen Maß reduzieren (die Veränderung des Umfelds). Das Geld wird bloß umgeschichtet, nicht zusätzlich berechnet.

Genauso ist es mit der Innovation.

Ein Neuerung in unserer Gesellschaft heißt, dass sich der Status Quo verändert. Wenn uns Maschinen Routinetätigkeiten abnehmen, dann verlieren wir nicht unsere Jobs, sondern können uns um die guten Dinge kümmern, um Soziales, um Dichtung, um Malerei, um Erkenntnisgewinn, etc. Wir erklimmen die nächste Ebene der Pyramide. Hans Rosling hat das einmal sehr anschaulich vorgetragen: die Waschmaschine nahm der Mutter die Arbeit zu einem Teil ab und so konnte sie sich nun um den kleinen Hans kümmern, ihm Bücher vorlesen.

Natürlich kann ChatGPT auch malen, aber ich male ja nicht für die Welt, sondern für mich, um mich auszudrücken. Wenn ich das will. Ich schreibe hier, weil ich mich ausdrücken und mitteilen will. Diese Gedanken von einem Automaten schreiben zu lassen, käme mir nicht in den Sinn, denn ich würde mir dadurch nicht klar werden – einer der wichtigsten Funktionen des Schreibens, eigene Klarheit gewinnen.

Die AI wird uns nicht das Neue bringen, sondern uns von der Last der Routine befreien. So wie ich das Waschprogramm der Waschmaschine bestimme und muss ich bestimmen, was geschrieben oder gezeichnet wird. Vielleicht muss ich nicht mehr jeden Satz schreiben und jeden Pinselstrich machen, weil das die Maschine mit meiner Anleitung schneller, präziser und bequemer erledigt. Die dadurch frei gewordene Arbeitszeit kann ich verwenden, um mehr Ideen und Gedanken zu haben. Oder um spazieren zu gehen.

Also befreien wir uns von der Last des Gewohnten, vom Status Quo, und frönen wir der Innovation, auf dass wir zum guten Leben gelangen. Das kann dann vielleicht sogar bedingungsloses Grundeinkommen oder eine geldfreie Zukunft bedeuten. Visionär, utopisch? Ja, aber die glänzende Seite der Medaille, die sehen wir uns zu wenig oft an und daher erleben wir sie auch nicht.

Ich unterstütze Unternehmer dabei verkaufbare Innovationen zu erschaffen. Verkaufbar heißt, anschlussfähig, akzeptierbar, Bedenken adressierend und auflösend. Also, wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:

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