Innovation-Briefing Nr. 8

28/04/2022

Kommentar

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Innovationsthemen in unterschiedlicher Ausformung gibt es immer. Christian denkt über neue Technik im Unternehmen nach, über Produktionsinnovation; André ist klassisch an Produktinnovation interessiert, aber auch an Vertriebsinnovation und Kundenbeziehungsinnovation. Das ist ein Wort-10-Master, der es in sich hat. Es entzündet sich ein angeregtes Gespräch.

Produktinnovation ist klar. Der Markt – die Menschen – wünschen laufend Neues. Man will überrascht werden, es soll dann nicht teuer sein, aber selbstverständlich nützlich, praktisch und gut.

Aber was ist dieses »nützlich, praktisch und gut«?

Das müssen wir herausfinden, indem wir gut zuhören. André ortet große Veränderungen in seiner Branche (das lässt sich leicht auf andere übertragen). Firmen (auch seine) wollen mehr agieren, statt immer bloß zu reagieren. Leichter gesagt, als getan, birgt es doch auch immer das Risiko in die falsche Richtung vorangeprescht zu sein. Innovation erfordert Ermächtigung – das Top-Management, der Unternehmer, muss das (die Innovation) auch wollen (und ggf. Rückschläge ertragen).

Freilich ist es genauso ein Leichtes zu verlangen, Fehler sind erlaubt (oder gar erwünscht). Das kann es dann doch auch nicht sein. Da würde man Design-Thinking schon wieder missverstehen. Ein Designer will keinen Fehler machen, schon gar nicht absichtsvoll. Der Unterschied ist – und so ist dieser traditionelle Aufruf des Mainstreams zu verstehen –, dass ein Designer seine Ideen frühzeitig testet, um zu erkennen, ob er richtig spekuliert hat. Also die richtigen Annahmen zu einer Zielgruppe getroffen hat. Weil das nicht immer gelingt, gibt es auch Fehler. Dann sollte man das nicht dramatisieren, sondern aushalten können. Ich meine damit, ein Unternehmen muss so robust sein, dass es Fehler überlebt. Das bedeutet freilich auch, dass man besser kleine als große Fehler macht. Das führt uns wieder zum Standard-Narrativ: fail early, denn die frühen Fehler sind meist die günstigeren. Ganz der Effectuation-Lehre folgend, ein verkraftbarer Verlust.

Ein Einschub: Wie man ein Unternehmen robust(er) macht, das kann man in Gerald Mosers Buch nachlesen: »Robust!« — was es mit Effectuation auf sich hat, welche Prinzipien erfolgreichen Unternehmertums zugrunde liegen, das liest man im Buch von Marcus Ambrosch, mittlerweile ein Klassiker (war es doch das erste seiner Art in Deutsch): »Effectuation: Unternehmergeist denkt anders!«. Das hier angewandte Prinzip ist die Unternehmer-Grundregel bei Investments: Wieviel Verlust kann ich mir leisten? Genauso sind die Fehler (die möglichen, also eigentlich die Versuche) zu dimensionieren. Wenn ein Vorhaben scheitert, ist der dadurch zu erleidende Verlust leicht verkraftbar? Wenn ja, dann kann man es riskieren. Ein Papierprototyp der scheitert hat etwas Zeit und Papier und Tinte gekostet, wohingegen wir damit Erkenntnisse in Hülle und Fülle (und gelegentlich auch Fans, die Testperson) gewonnen haben.

Klar ist, Innovation verlagert sich, oder besser, sie verbreitert sich: von Produktinnovation zu Vertriebsinnovation. Vertriebswege sind neu zu denken. Das aktuelle Muster, z.B. ein dreistufiger Vertrieb mit Großhändler und Händler, wird oft als nicht mehr zeitgemäß empfunden. In mancher Hinsicht. Kunden sind heute viel informierter und einkaufsflexibler. Auf der anderen Seite hat diese Struktur auch ihre Vorteile. Alleine wenn man den ökologischen Verlust sieht, wenn statt eines Lieferanten (dem Großhändler), zig Lieferanten einen Händler beliefern, weil der ein breites Produktsortiment anbietet. Doch der Großhändler muss das auch entsprechend darstellen, die Konsumenten müssen das verstehen können. Das erinnert mich wieder an ein schon lange erkanntes Generalgesetz: Wer informiert gewinnt! 

Immer! Wenn etwas unklar ist, ist es verwirrend, entsteht Misstrauen, Sorge, Angst, Widerstand. Sage ich aber, was los ist, dass die U-Bahn einen Betriebsausfall hat und warum das so ist, dann ernte ich Verständnis. Vertrauen (und nichts anderes ist Information) erzeugt Verständnis. Der Informant vertraut darauf, dass der Informationsempfänger es versteht. Wenn ich weiß, dass eine Blutprobe um 2:00 in der Nacht quer durch Wien transportiert wird, dann verstehe ich (und bin sogar dankbar), dass es (nur) 2 Stunden dauert bis ich wieder in den Behandlungsraum der Notaufnahme gerufen werden. Weiß ich das nicht, wundere ich mich, ob dieser langen Wartezeiten.

Diese Vertriebsinnovation betrifft auch die eingangs erwähnte Kundenbeziehungsinnovation. Die Kundenansprache ist neu zu überdenken. Wie genau, das wäre ein Thema für einen meiner Innovation-Flights. Wenn dich das interessiert, dann kontaktiere mich bitte.

Wir diskutieren dann noch die zwei Arten der Innovation: evolutionär und revolutionär; streifen die aktuelle Problematik der Preisstabilität für Rohstoffe und deren Lieferbarkeit; diskutieren auch die Vorteile einer europäischen Produktion hier in Zentraleuropa, die es erlaubt nachhaltig (umweltverträglich) zu produzieren, was Mitbewerber der Gesprächs-Teilnehmer oft nicht schaffen, und auch Sicherheit in der Versorgung bietet.

Erik schloß sich etwas später unserem Gespräch an, aber überraschte mit neuartigen Produkten für Architekten. Das wiederum war für André spannend und interessierte auch Christian.

So ist am Ende sogar noch etwas gelungen, das höchst erfreulich war. Alle drei Gäste des Briefings konnten sich vernetzen und fanden interessante – kaufmännisch interessante – Anknüpfungspunkte, sodass wir danach noch Kontaktdaten austauschten.

Das nächste Briefing wieder in zwei Wochen. Anmeldung immer möglich.


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