Innovation-Briefing Nr. 15

02/08/2022

Kommentar

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8:30 — Salzburg, Kufstein, Himberg, Gänserndorf, Wien. Das Thema »Nachhaltigkeit« ist in aller Munde. Maria meinte, mit Innovation und neuem Denken kann so ein Verhalten im Unternehmen entstehen und fragt bei der Anmeldung, ob es ein Denk-Werkzeug gibt, mit dem diese veränderte Haltung unterstützt und und seine Entstehung beschleunigt werden kann.

Ich stelle diese Frage in die Runde und es entzündet sich sogleich ein Definitionenstreit. Was soll denn »Nachhaltigkeit« bedeuten? Das Wort wäre verbraucht, ruiniert. 

Schnell sind wir einig: es ist ein schwieriger Begriff und freilich ist uns klar, dass damit »umweltbewusstes, umweltverträgliches, gar umweltfreundliches Verhalten« gemeint ist; Nachhaltigkeit als Schlagwort für verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt, auf dass auch die Nachwelt guten Lebensraum (was immer das sein mag) vorfindet.

Germana produziert Naturholzmöbel und verhält sich bestimmt nachhaltig, das Material wächst nach, wird handwerklich in bester Tradition verarbeitet. Also was soll diese Nachhaltigkeit? Es geht um diesen verantwortungsbewussten Umgang mit unserem Lebensraum.

Kann es dafür ein Werkzeug geben? 

Innovation ist die Erneuerung, die angewandte, erlebte Erneuerung. Wenn wir etwas erneuern, dann beabsichtigen wir damit eine Verbesserung oder zumindest die Veränderung einer Situation. Wenn wir uns wünschen, dass etwas einfacher zu handhaben ist, dann erfinden wir Werkzeuge, wollen wir etwas schöner haben, dann gestalten wir unser Umfeld, wollen wir viele Menschen an einer Sache teilhaben lassen, dann streben wir nach Verbilligung, Verbreitung, Zugängigkeit, etc. Design ist für alle da. 

Es sind unsere Werte, die bestimmen wofür wir uns anstrengen und innovieren. Ein möglicher Wert ist »nachhaltiges Verhalten«, also zum Beispiel in der derzeit populären Bedeutung als »verantwortungsbewusster Umgang mit unserem Lebensraum.« Nachhaltig verhalten könnte auch bedeuten eigene Ressourcen so einzusetzen, dass auch die Nachfahren davon profitieren – es ist nicht per se die Natur damit gemeint, denn jeder Unternehmer verhält sich im besten Fall so, dass sein Unternehmen nachhaltig funktioniert. Schließlich ist (nach Stefan Merath) das Produkt des Unternehmers sein Unternehmen und der Kunde des Unternehmers ist sein Nachfolger. Aber das ist eine andere Debatte.

In dieser gestellten Frage jedoch interpretieren wir  Nachhaltigkeit als »verantwortungsbewussten Umgang mit unserer Umwelt« und das ist ein Wert, der die Unternehmer oder die CEO oder der C-Suite, der Geschäftsleitung wichtig ist.

Will man also die Frage nach unterstützenden Werkzeugen beantworten, dann brauchen wir eines, mit dem wir Werte erkennen und definieren und da fällt mir zunächst Simon Sineks »Start with Why« ein. Das Why der Unternehmerin ist die Basis der Innovation. Kenne ich mein Why, dann kann ich es durch entsprechendes Verhalten implizit kommunizieren. Ich könnte aber auch eine Mission lancieren.

Das ist das zweite Werkzeug, das ich anwenden würde, wenn es mir darum ginge Nachhaltigkeit tief im Unternehmen zu verankern. Es ist eine einfache Formel: »Wir erreichen X bis zum X weil X.«

Mit so einer einfachen Formel kann ich mein Thema schnell in den Köpfen meiner Mitarbeiter verankern, kann mein Why griffig werden lassen. Wir reduzieren den Stromverbrauch um 15 % bis Ende des Jahres, weil die Energiekosten explodieren. Wir installieren 500 Steuergeräte bis Mitte 2023 weil wir so unser Gerät zum Standard für intelligente Stromnutzung machen. Wir bringen den Ring in den Feuerberg nach Mordor innerhalb von 6 Monaten, weil sich sonst der Schatten von Mordor über Mittelerde legen würde. Die Gefährten hatten eine Mission.

Why und Mission

Der Begriff Mission ist hier selbstverständlich nicht religiös zu verstehen. Das erscheint uns klar, aber die Diskussion zeigte, dass darauf nochmals explizit hinzuweisen ist; das Wort »missionieren« ist belastet, aber eine Mission im Unternehmen ist keine Zwangsreformation, sondern eine Aufgabe, die zu lösen sich die Mitarbeitenden freiwillig anschließen.

Eine Mission muss auch nicht als »Mission« bezeichnet werden und es braucht auch kein dezidiertes »Mission Statement«, also ein Textfragment mit dieser Überschrift. Es reicht, wenn ich aus Überzeugung meine Kollegen und Freunde aufrufe, dass »Wir X bis X weil X erzielen wollen.« Das gibt Klarheit und ist ein Zeichen von Leadership.

Freilich erfordert das in Folge konsistentes (schlüssiges, konsequentes, widerspruchsfreies) Verhalten. Dieses Verhalten lässt, genau wie Sinek es fordert, das Why erkennen – genauer: lässt es erspüren. Das Why, so erklärt uns Sinek in seinem legendären TED-Talk ist ja das Zentrum des »Golden Circle« und korreliert (sieht man seine Skizze des Golden Circles als Querschnitt durch unser Gehirn an) mit dem lymbischen System, das keine Sprache kennt, sondern nur Gefühl. Etwas fühlt sich richtig an, stimmig, im Gegensatz zu etwas ist rational verständlich und logisch richtig. Zweiteres korreliert Sinek mit dem Neokortex und dem How and What, Dinge, die man meist gut bis sehr gut benennen kann; mit Gesprochenem.

Sinek erklärt hier, wie er den Golden Circle entdeckte.

Abschließend – und das werden wir wohl im nächsten Treffen, am 17.8. besprechen – tauchte wieder die Frage auf: Was ist Innovation genau? Ist es auch Design als Formgebung? Ich freu mich auf die nächste Diskussion, melde dich an. So viel vorab: es gibt unterschiedliche Arten von Innovation, eine ist »formale Innovation«. Was meinst du?

Und denke daran:

Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:

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