Um eine Mission erfolgreich abzuschließen, braucht man das richtige Personal. Denn nicht jeder ist für jede Mission geeignet. Wie du ermitteln kannst, ob du und deine Mitstreiter zu eurer Mission passen und wie dir das beim Recruiting hilft, erläutere ich dir hier.
Du hast eine Vision, also ein langfristiges Ziel, das du erreichen willst. Um die Vision Wirklichkeit werden zu lassen, setzt du dir Missionen, also zeitlich begrenzte Schritte, die dich der Vision näher bringen. Diese Missionen unterstützt du mit missionskritischen Handlungen, also kleinen Aktivitäten, mit denen du deine Mission nicht aus dem Auge verlierst. Damit du diese missionskritischen Handlungen durchführen kannst, brauchst du bestimmte Charakter-Eigenschaften. Nur mit diesen Eigenschaften wirst du deine Mission erfüllen können und deine wirtschaftlichen Ziele erreichen.
In jeder guten Geschichte hat der Held keineswegs von Anfang die notwendigen Eigenschaften, um seine Mission erfolgreich zu erfüllen – er wächst sukzessive an seiner Aufgabe.
Der Held deiner Geschichte bist Du und deine Mitarbeiter. Welche Eigenschaften benötigt ihr also, um eure Mission zu erfüllen?
Dazu musst du zweierlei herausfinden:
1. Welche Schlüsseleigenschaften benötigt deine Mission?
2. Verkörperst du (und deine Mitarbeiter) diese Eigenschaften schon?
Überlege, welche bestimmten Charaktereigenschaften du und deine Mitarbeiter mitbringen müssen, damit ihr das schafft, was ihr gemeinsam als Mission definiert habt. Wer zum Beispiel im Zoo arbeiten will, der braucht wohl die Schlüsseleigenschaft: »Ich liebe es, mich mit Tieren zu beschäftigen.«
Diese Schlüsseleigenschaften sind aussagekräftiger als Unternehmens-Werte, weil sie konkreter formuliert sind. Sie sind unbedingt notwendig, wenn jemand an der Mission teilnehmen will.
1. Setze dich mit deinem Team zusammen und studiert eure Mission.
2. Listet alle Eigenschaften auf, die man haben sollte, um diese Mission erledigen zu können. Hinweis: Das werden eine Menge sein.
3. Sortiert die Eigenschaften nach Wichtigkeit.
4. Schließlich reduziert ihr auf jene, die JEDER IM TEAM erfüllen muss.
Denn manche Eigenschaften brauchen nur jene, die bestimmte Handlungen ausführen. Aber es gibt immer ein paar Eigenschaften, die sollten alle haben. Die wichtigsten drei davon – das sind eure Schlüsseleigenschaften. Sie sind universell und fungieren als Orientierungshilfe. Sie sind euer Leuchtturm und geben auf eurer gemeinsamen Heldenreise die Entwicklungsrichtung an.
1. Welche konkrete Eigenschaft muss jeder von euch haben, damit ihr euer Produkt erschaffen oder verkaufen könnt?
2. Welche Eigenschaft ist notwendig, damit ihr auch erdrückende Herausforderungen meistern könnt?
3. Welche Eigenschaft nützt euch, um ein sicheres und ermutigendes Umfeld zu schaffen und eine entsprechende Kultur zu entwickeln?
Diese Eigenschaften sind unbedingt spezifisch zu formulieren. So, dass ihr konkret wisst, wie ihr euch verhalten sollt. Zum Beispiel: Die Eigenschaft »kundenorientiert« ist zu schwammig, konkreter ist so etwas wie: »Wir helfen unseren Kunden zu erkennen, was sie wirklich brauchen«.
Damit ihr eure Mission und die damit verbundenen wirtschaftlichen Ziele erreichen könnt, müsst ihr diese Eigenschaften verkörpern. Ihr müsst zu diesen Eigenschaften werden. Jeder einzelne von euch. Als Chef erkennst du damit auch, wen du transformieren musst (durch Coaching) und welche Menschen du anstellen sollst.
Eine mögliche alternative Vorgangsweise (ganz Design-Thinking, siehe Masterclass »Design-Thinking für Innovation und Businessdesign«) ist »die Umkehrung«. Anstatt angestrengt zu überlegen, was ihr euch wünscht oder was sein sollte, könnt ihr auflisten, was ihr auf keinen Fall wollt – also das Gegenteil. Wie wollt ihr nicht sein? Das ergibt eine Negativ-Auswahl, die euch zeigt, was gewünscht und notwendig (!) sein könnte.
Mit der Definition der Charaktereigenschaften hast du auch einen praktikablen Filter für Bewerbungsgespräche: Jemand, der die gewünschten Schlüsseleigenschaften nicht mitbringt (und auch den Eindruck erweckt, sie sich nicht aneignen zu können oder zu wollen), der passt nicht ins Team. Er passt nicht zu eurer Mission, die erfüllt werden soll.
Zum Beispiel wird jemand, der nicht gerne mit Menschen in Kontakt ist, auch im Verkauf keine gute Figur machen. Oder eine Schlüsseleigenschaft für das Geschäft von Amelie und Gerti (das mit den schönen und edlen Waren) könnte sein: »Wir haben Freude daran, wenn Kunden finden, wonach sie gesucht haben.« Das wirkt anregend, entwickelnd, eben transformativ. Denn im Shop, in dem Amelie und Gerti arbeiten, geht es nicht (nur) darum, dass jemand Ware kauft, es geht auch darum, dass der Kunde die richtige Ware kauft. Jene Ware, die er sucht, die ihm hilft, die ihn freut. Also wird man als Verkäufer in diesem Geschäft nun Zeit und Interesse investieren, um herauszufinden, was das ist und gegebenenfalls auch von eigener Ware abraten, wenn man erkennt, dass das nicht tatsächlich das ist, was der Kunde wünscht. Der weiß das ja häufig nicht wirklich.
Lässt jemand aus dem Stammpersonal die benötigten Charakter-Eigenschaften vermissen, dann könnte man ihn von der Qual befreien. Denn eine Schlüsseleigenschaft vorzutäuschen ist anstrengend. Ein Mitarbeiter, dem die notwendigen und gewünschten Eigenschaften nicht liegen (der sie nicht hat und sie sich auch nicht aneignen will), der wird unglücklich bleiben. Also sucht das Gespräch, präzisiert diese Tatsache, prüft, ob es tatsächlich unpassend ist und löst die Fesselung. Kurz, lasst ihn gehen.
Wie kannst du die Schlüsseleigenschaften in deinen Alltag integrieren? Hier einige Anregungen:
Wöchentliche Erinnerung. Lest im wöchentlichen Team-Meeting (oder, wenn du alleinebist, in deiner persönlichen Reflexion) eure Schlüsseleigenschaften laut vor. Das mag zunächst etwas eigenartig wirken, aber es ist notwendig, um sie immer präsent zu halten. Nur so werdet ihr euch in den Turbulenzen des Alltagsgeschehens daran erinnern.
Belohnung motiviert. Ermutigtin diesen Meetings eure Mitarbeiter sich gegenseitig zu loben, wenn eine/r besonders erfolgreich oder beeindruckend eine dieser Eigenschaften in der letzten Woche gelebt hat. (Zum Beispiel: »Gerti hat für Frau X extra diese spezielle Ware organisiert und verpackt; Frau X war so begeistert, dass sie sich am nächsten Tag mit einer Bonbonniere bedankt hat. Bravo, Gerti!«)
Regelmäßig überprüfen. Überprüft eure Schlüsseleigenschaften jährlich (oder gar halbjährlich), ob sie tatsächlich noch die besten, konkreten Anweisungen sind. Es kann ja sein, dass ihr euch weiterentwickelt habt und die Schlüsseleigenschaften nicht mehr passen. Macht das gemeinsam mit dem Team, in Abstimmung: Was hat gut funktioniert, ist gut umsetzbar, was war ungünstig? Eure Korrekturen präsentiert ihr mit Fanfaren: Ihr habt eureSchlüsseleigenschaften erneuert und an die veränderten Umstände angepasst. Hurra! Feiertdie Updates. Und entschuldigt euch nicht für die Veränderung.
Im Group-3-Coaching bearbeiten wir auch solche Themen. Melde dich, wenn du mehr darüber wissen willst.