(Logbuch-Eintrag 20221117.0617) — Es geht um die Ordnung. Von der äußeren (dem Studio, dem Regal, dem Schreibtisch) bis ganz nach innen (der transzententalen, der spirituellen Balance). Dazwischen sind die Projekte, der Tagesablauf, die Lebensziele, etc. Ich will das noch genauer spezifizieren.
Der Tagesablauf ist ja schon lange ein Thema. Das Ziel ist Produktivitätssteigerung, aber nicht im wirtschaftlichen, sondern im erfüllenden Sinn. Ich will mich produktiv fühlen, am Abend ein Gefühl der Erfüllung verspüren, die Zeit gut genutzt, für mich gut genutzt haben, für meine Entwicklung, meine Entfaltung. Das bedeutet natürlich, dass es auch für meine Kunden nützlich war, denn die Arbeit ist eine kundenorientierte. Sie ist erfüllend, macht Freude, befriedigt. Wenn das gelingt – Jens Corssen spricht auch vom »inneren Spiel«, das man gewinnt – dann ist es ein gutes Ergebnis, ein guter, eben produktiver Tag; man hat das innere Spiel gewonnen, auch wenn das äußere verloren wurde (die gegnerische Fußballmannschaft war besser, das Projekt ist noch nicht ganz finalisiert, weil äußere Umstände es verhinderten). Hat man sein bestes gegeben – man weiß ganz genau, ob man das machte oder prokrastinierte –, dann darf und soll man zufrieden sein. Der Tagesablauf soll das sicherstellen und höchstwahrscheinlich machen.
Schon lange träume ich von einem Stundenplan, der mir die Wissensarbeit erleichtert. Aber das ist nie gelungen, denn nicht immer ist genau jene Arbeit gut zu erledigen, die gerade (irgendwann festgelegt) für die aktuelle Stunde vorgesehen ist. Es braucht einen Stundenplan, der flexibel auf die Stimmung reagiert und dennoch Disziplin ermöglicht. Ein Weiterentwickeln offener Dinge, auch dann, wenn das zunächst nicht passend erscheint. Was meine ich?
Es gibt Termine, zu denen Arbeiten erledigt sein müssen. Damit ich keinen Stress vor dem Abgabetermin habe, will ich die Tage vorher abschließen, fange daher früher an, quäle mich daran zu arbeiten, weil die Stimmung nicht wirklich da ist und brauche dann so lange, bis der Abgabetermin gefährlich nahe ist. Viele Wissensarbeiter kennen das und berichten ähnlich.
Dann gibt es Momente, in denen mich ein Geistesblitz zu einem Thema trifft, ich setz mich hin, schreibe meine Gedanken auf, notiere, skizziere, was auch immer notwendig ist, und in kurzer Zeit ist ein großes Thema bearbeitet oder gar gelöst.
Manchmal will ich nun diese »genialen Momente« hintan stellen, weil ja jetzt dieser Stundenplan-Slot für eine andere Arbeit definiert wurde – eben um frühzeitig mit einer Sache fertig zu werden.
Aber in der Wissensarbeit geht das nicht. Man kann nicht mit dem »Denkauto« einfach etwas früher losfahren, damit man dann, wenn man in den Stau kommt, ausreichend Zeit hat und trotzdem rechtzeitig da ist. – Warum eigentlich nicht? – Weil man dann eben Zeit »im Stau« verbringt; in der Denkbarbeit heißt das, man braucht einfach länger und es ist mühsam. Man prokrastiniert dann, weil es gerade eben nicht, oder noch nicht, passt.
Es braucht ein System, das die Flexibilität bietet, die Gunst der Stunde zu nutzen und dennoch sicherstellt, dass ein Projekt vorangetrieben und rechtzeitig abgeschlossen wird. Genau das ist es.
Ein Ansatz, den ich als nächstes probieren will, ist, dass ich Zeit für bestimmte Arbeiten reserviere und dann in dieser Zeit keine Ablenkung mehr dulden will. Konkret, ich würde erst ab 13:00 wieder telefonisch erreichbar sein. Auf diese Weise kann ein Telefonat nicht die aktuelle, konzentrierte Arbeit für 5...30 Minuten unterbrechen.
Der andere Ansatz, die Arbeit in viele kleine Einheiten zu zerteilen, ist noch nicht wirklich rentabel gelungen. Zu lange ist der Einstimmungsbedarf.
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