Wie kann man jemanden Design-Thinking beibringen ohne ihn zuerst zum Designer ausbilden zu müssen? Warum würde es jemand überhaupt wollen, der nicht Designer werden wollte? Was will jener damit erreichen und wie kann man ihn dazu ermächtigen, ihn dabei unterstützen?
Es hilft nichts, einen Kurs zu absolvieren, eine Definition zu lernen, einen besonderen Prozess einzustudieren, wenn diese Denkweise danach nicht die Chance hat sich zu entfalten — nämlich als Denkweise, als Haltung. In diesem Fall wird die Ausbildung ohne Wirkung bleiben, weil jedes Projekt anders ist und das gelernte Rezept in den seltesten Fällen 1:1 nutzbar ist. Die Abwandlung und flexible Auslegung wird aber nicht geübt. Wie denn auch, das braucht mehrere Jahre. Wir müssen uns also in Design-Thinking-Trainings nicht auf die Theorie und den Definitionenstreit konzentrieren, sondern darauf, Handlungsanweisungen zu vermitteln, durch die diese Denkweise oder Fragmente davon im Alltag genutzt und verfügbar gemacht werden können.
Das gelingt zum einen durch bewusst machen der Gedankenprozesse, die manche Designer (die Design-Thinker) erleben, und durch Vermitteln dieser Erkenntnisse an andere Wissensarbeiter auf eine Weise, sodass diese »Anderen« sich auch darin üben können. Drittens, indem diese Verständnis für diese »Anders-Denker« entwickeln, sodass die Designer-Denkweise ans Unternehmen, an die Denkweise des lernwilligen Managers, der seine Effektivität erweitern will, andocken kann. Natürlich macht es auch umgekehrt Sinn, dass der lernwilligen Designer anstrebt, durch entsprechende Beobachtungen und Erkenntnisdrang an die Manager-Denkweise anzudocken.
Üben jedenfalls kann man die Designer-Denkweise. Es sind dies am ehesten die Gabe der Beobachtung, das (manchmal naiv wirkende) Kombinieren unterschiedlicher, zunächst nicht zusammengehörend erscheinender Fakten und indem man längst gelernte, aber zwischenzeitlich vergessene Kreativitätstechniken und Denkmodelle wieder präsent macht: laterales Denken und 6-Farben-Denken, richtiges Brainstorming, Intuition und Vertrauen ins eigene Urteil. Aber eben unbedingt mit Empathie!
Durch Darstellen ungewöhnlicher, nicht alltäglicher Wahrnehmungskombinationen als Illustration. Lernen durch zeigen, wäre das dann, aufmerksam machen auf ungewöhnliche Sichtweisen und damit Verständnis und Aufgeschlossenheit generieren gegenüber jenen, die eher nicht »Management-Denken«, den Designern, Forschern, Philosophen, Regisseuren, etc.
Es geht nicht ums Ausfüllen bestimmter Formulare (neudeutsch »Canvases«) zu bestimmten Zeitpunkten. Die helfen nur im Chaos der neuen Ideen Erkenntnisse zu sichern. Tatsächlich passiert im Design-Thinking (ich nenne es DT3.0 Information folgt) alles zugleich, ist alles permanent in Schwebe zu halten und erst wenn sich in der Staubwolke Knoten bilden, soll man den Wirbel beruhigen. Da sind die Formulare nützlich. Aber da sind gut 80 Prozent des Projekts erledigt, danach kommt kausales Abarbeiten und tatsächlich checklisten-artiges Finalisieren. Auch wenn das nun zeitmäßig manchmal die längste Phase ist, es ist die klarste und damit einfachste: man weiß genau was jetzt und als nächstes zu tun ist und schreitet zügig voran. Die Frustrationen des Nicht-Weiterkommens erlebt man davor, im Knäuel.
Das Problem ist nur — oder die Verwirrung entsteht dadurch —, dass nicht immer alles geklärt ist, wenn man schon mit dem Umsetzen (dem Abarbeiten dieser Checkliste) beginnen kann oder beginnen muss. Oft müssen Teile des Projektes bearbeitet und erledigt werden, um danach die Staubwolke nochmals aufzuwirbeln, auf dass sich neue, weitere Klümpchen, die nächsten Details, herausbilden können. Dieser Wechsel irritiert und läßt die Sache chaotisch erscheinen, glaubte man doch, man wäre schon im Abschließen des Projekts. Verkompliziert wird es auch dadurch, insbesondere für Neueinsteiger, dass dieser notwendige Wechsel sich nicht immer deutlich zeigt, man also in vielen Fällen auch dafür einen »Heureka-Moment«, eine spontane Eingebung braucht. Das gilt auch als Hinweis darauf, dass Design-Thinking heuristisch wirkt.
Da fällt mir auch Donald Norman dazu ein: Design-Thinking als Rezept verstanden müsste seine Prinzipien in den Vordergrund rücken, nicht so etwas allgemeines, wie »Kunden befragen und Personas erstellen«. Es ist viel einfacher und direkter. Wenn man viel mit Normans Prinzipien arbeitet, dann wird man »Design-Thinker« — und mit jenen von de Bono und von Rolf A. Faste und von Kurt Hanks und von …
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