> Da waren ein paar Ideen in der Nacht — die Sache mit dem easy und hard Way, also Verhalten vorschreiben oder beobachten wie Menschen sind; — dann war da noch etwas wie, in D und A folgen wir, im Norden machen sie es selbstverantwortlich (und vielleicht mit vorauseilendem Gehorsam, das Chippen zum Beispiel), im Süden pfeifen sie sowieso auf die Regeln, mittelfristig.
(Logbuch-Eintrag 20220113.0654) — Auch für Designer gilt: es gibt einen Easy und einen Hard Way – analog dem Weg zur Innovation, wie ich das in meinen Vorträgen »Innovation verbessert das Leben der Menschen« präsentiere. Der Easy Way ist wertlos.
Er ist wertlos in dem Sinn als er diktatorisch umgesetzt wird, auf Zwang beruht, nur kurzfristig wirkt. Auch wenn es dann häufig »nachhaltig« bezeichnet wird, es folgt keine nachhaltige, keine dauerhafte Veränderung.
Designer haben mitunter einen Drall nach links, das manchmal ein Ausmaß annimmt, das erschüttert. Anstatt dem Kunden Alternativen zur Wahl zu stellen, will man »das Richtige« vorsetzen (und aufzwingen).
Es mag schon sein, dass Designer gelegentlich »das Richtige« erkannt haben. Zumindest glaubt das der Einzelne (ich mache das hier ja auch), aber die Entscheidung, ob es das Richtige für den konkreten Fall ist, die muss dem Kunden überlassen sein. Der kann sich – genau wie der Designer (und auch das Zentralbüro einer Diktatur oder der EU) – irren. Wenn der einzelne Kunde irrt, dann ist das kein großes Malör, weil viele andere sich nicht irren. Ist ein Irrtum vorgeschrieben (vom Designer oder, noch dramatischer, von der Regierung), dann ist es im ungünstigen Fall fatal für alle. Allein dieser Logik folgend muss jedem Menschen (und unbedingt jedem Designer) klar sein, dass ein Zwang zwar »the easy way«, aber eben auch der wertlose ist.
Wir müssen uns daher – genauso wie wir es von den Unternehmern in der Innovation verlangen, wie es auch unserer Denkweise entspricht – den »hard way« gehen und über die Abstraktion arbeiten. Wenn wir davon überzeugt sind, dass wir eine richtige Vorgangsweise, eine unbedingt notwendige Verhaltensweise identifiziert haben, dann müssen wir die Kraft unserer Kreativität so darstellen, dass die Menschen sich freiwillig (!) dafür entscheiden, dass sie es machen wollen.
Das schwierige daran (hard) ist, dass das von uns erfordert die Menschen zu beobachten, Schlüsse aus unserer Beobachtung zu ziehen, entsprechende Angebote zu formulieren und zu testen. Design-Thinking in Reinform.
Irrtum möglich?
Ja.
Aber nicht gewiss.
Es könnte sein, dass wir es mit unseren drei Kerneigenschaften schnell herausfinden, wie eine Sache angeboten oder zu einem Verhalten eingeladen werden muss, sodass die Eingeladenen (die Menschen, die Kunden) sich dafür entscheiden (z.B. fürs Impfen, fürs CO2-Sparen, etc.).
So geht »Nachhaltigkeit« und »Klimawandel-Stoppen«.
Kein Designer (Poltiker sowieso nicht) braucht die Forderung aufstellen, dass wir mit dem Zug statt dem Auto fahren sollen. Einige von uns machen das mit großer Vehemenz. Viel design-thinkingiger wäre es zu überlegen, warum Menschen das Auto dem Zug vorziehen.
Wir gehen den »hard way« über das erste Prinzip, die Ursache. Das lässt uns die Abstraktion erkennen und aus dieser Erkenntnis heraus Optionen entwickeln, aus denen akzeptable Alternativen für die echten Anwender entstehen.
Warum also lieber mit dem Auto als mit dem Zug?
Dazu fragen wir die Menschen, beobachten sie, plaudern mit ihnen, erfühlen es.
Soviel kann ich jetzt schon spekulieren (ich beobachte mich): ich will meinen Aufenthaltsort verändern; das Auto fährt, wann ich es will; ich kontrolliere meine unmittelbar Reise-Umgebung (sauber oder schmutzig), weiß auch, wieso es so ist, wie es ist; habe es laut oder leise, mit oder ohne Musik; ich bin schneller an bestimmten Orten; ich kann mich kurzfristig für die Reise entscheiden; ich kann die Reiseroute flexibel ändern; es ist in mancher Hinsicht bequemer; das Gepäck lade ich vor meiner Haustür ein und am Zielort aus; etc.
Freilich gibt es auch Nachteile, wie das Risiko eines Verkehrsunfalls oder dass ich am Steuer sitzen und konzentriert sein muss, nicht während der Fahrt essen oder aufs Klo gehen kann, etc. Aber das wären keine Gründe für die Wahl des Autos, sondern für die Wahl der Zugs. Wir wollen uns darauf konzentrieren, warum man mit dem Auto fährt, denn diese Gründe müssen wir mit unserer Alternative besser abdecken können. Das ist noch nicht der Fall.
Dann gibt es Ziele, die ich mit der Forderung, alle sollen den Zug nützen, verfolge. Was sind deren Gründe und Ursachen?
Ich vermute, dass Autos viel CO2 und andere Treibhausgase erzeugen; die Gase der Autos (und z.B. nicht jene der Kühe) verändern die Luftzusammensetzung in den höheren Sphären drastisch und verursachen dadurch Treibhauseffekte, die in der Folge zum Ansteigen der Meeresspiegel und der Temperaturen weltweit führen, wodurch in (vielleicht unmittelbarer, also noch erlebbarer) Zukunft, das Leben hier unwirtlich werden wird.
Ich wünsche weniger CO2, also soll der Abgasausstoss reduziert werden (ich gehe ja davon aus, dass das Auto die Hauptschuld am Ansteigen der CO2-Konzentration in den höheren Spähren trägt). Sohin kann ich anregen, keine Ortswechsel durchzuführen, oder wenn schon notwendig, dann nicht mit dem Auto zu fahren; ich wünsche Motoren, die weniger Abgas produzieren; ich kann auch Studien erstellen lassen, die das Gegenteil erklären (also nicht die Autos, sondern die Tierzucht erzeugt die meisten Treibhausgase, es ist kein menschgemachtes Phänomen, etc.); ich kann dann verlangen, dass wir uns vegetarisch oder gar vegan ernähren; etc.
Der »hard way« ist aufwendig. Das ist klar.
Ich habe aus den Beobachtungen gelernt, wie Menschen handeln. Ich spekuliere nun, was deren Motivation ist und welchen Job sie wirklich erledigt haben wollen. In den seltesten Fällen (so gut wie nie) geht es um das unmittelbare Tun, sondern um den Effekt. Wir kennen das aus zahlreichen Marketing-Seminaren. Niemand will einen Bohrer, alle wollen das Loch in der Wand, nein, sie wollen den Haken an der Wand, nein, sie wollen ihr Diplom aufhängend und sichtbar machen; in Wahrheit wollen sie Anerkennung für ihre Leistung. Das wird immer abstrakter und das ist manchmal auch zu weit getrieben. Aber dieses Ziel des Einzelnen wollen wir erkennen und dann Optionen entwickeln, wie man dorthin kommt.
Alle Optionen, die die Treibhausgase erhöhen, scheiden wir aus und konzentriere uns nun darauf, jene umzusetzen, mit denen das Ziel erreicht wird ohne Umweltbelastung (oder mit geringerer – wir wollen uns auch mit kleinen Erfolgen begnügen – es ist egal, wie langsam du bist, hauptsache du bleibst nicht stehen; wir würden stehen bleiben, wenn wir den kleinen Erfolg nicht nutzen und weiter für den große forschen, den wir im Moment eben nicht erreichen können. Das ist Anti-Design-Thinking).
Diese Optionen versuchen wir angenehm und in einer vom Kunden wünschenswerten Form umzusetzen. Eine wünschenswerte Form ist es, wenn Kunden sich danach sehnen, das Produkt, diese Option zu wählen.
Ich wiederhole mich, das ist nicht leicht – es ist der »Hard Way« –, aber das ist der einzige menschenwürdige Weg.
Es ist der Weg der freien Wahl.
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