Das Modell des Double-Diamond (DD) scheint unsere Arbeit als Designer endlich zu erklären, doch es verführt zu Einfachheit und verschleiert Komplexität; man meint all zu schnell es zu können und scheitert. Gibt auf.
Erkläre ich aber die inhärente Komplexität, dann ermutige ich zur Arbeit daran und an sich selbst, dann ermutige ich zur Durchdringung.
Man glaubt mit dem Double-Diamond Design-Thinking (DT) erklären zu können, man glaubt durch den Double-Diamond Design-Thinking verstanden zu haben und tappt dabei in die Falle Design-Thinking anwenden zu können. Man ist dann, ob des schmalen Erfolges (wenn überhaupt) enttäuscht von der Methode oder, noch schlimmer, von sich selbst.
Dabei könnte man die persönliche Kreativität schnell und effizient entfalten, wenn man Design-Thinking richtig verstanden hat. Design-Thinking kann einem dazu verhelfen. Ohne Designer – schon gar kein akademischer – sein zu müssen. Ohne seine angestammte Denkweise verändern zu müssen. Man muss nur akzeptieren, dass die zwischendurch auftauchende Frustration nicht »gescheitert zu sein« bedeutet, sondern immanenter Bestandteil dieser Denkweise ist. Die Frustration zu akzeptieren, sich bereitwillig in das Knäuel werfen und — ja, mitunter auch — sich zur Lösung treiben zu lassen, ist Konzept des Design-Thinking. Es ist eben kein abarbeitbarer Prozess, wie es einem der Mainstream einreden will und es der Double-Diamond suggeriert/vermuten lässt. Das ist das Drama.
Der Double-Diamond verleitet zu dieser Vereinfachung. Das ist bequem, jeder will gerne einem Rezept folgen an dessen Ende, als Ergebnis, das perfekte Dinner steht. Aber ein Rezept und die Fähigkeit einem Rezept zu folgen, macht aus einem Menschen keinen Bocuse, keinen Michelin-Sterne-Koch. Da braucht es noch mehr. Vor allem Mut zur Normalität (nein, das ist nur grade mein Lieblingsspruch), es braucht Mut zur Selbstbegeisterung, zur Naivität, zur »dummen« Warum-Frage, zu Science-Fiction und Utopie, es braucht Optimismus und Experimentierfreude, es braucht Bereitschaft sich in andere Menschen zu versetzen und deren Eigenarten als gegeben zu akzeptieren, es braucht Fähigkeit zu Improvisation, es braucht Willen etwas Vorgefundenes mit was auch immer zu etwas Wünschenswertem weiterzuentwickeln, es braucht vor allem — aber das kommt von allein, wenn man Obiges annimmt — Übung.
Ein wenig Übung hat man ja bereits, weil jeder im Alltag Dinge so verändert, dass sie einem angenehmer sind. Jetzt muss man das bloß noch so machen, dass es anderen angenehmer wird. Man muss also seine Fähigkeit zur Empathie trainieren, Interesse für die Nächsten aufbringen, wirklich das Leben der Menschen verbessern wollen. Dann akzeptiert man die zeitweise aufkommende Frustration, legt die Angewohnheit Checklisten abzuhaken in diesem Zusammenhang beiseite, heißt die Muße willkommen und löst leichtfüßig anstehende Probleme.
Damit das gelingen kann, damit man sich in diese Richtung entwickeln kann, habe ich ein Programm ausgearbeitet, durch das ich als Sparring-Partner leite. Am Ende hat man sich vom Manager zu einem Keyinterpreter mit Designgesinnung gewandelt, zu einer Art Steve Jobs, Elon Musk, Jeff Bezos, zu jemanden, der besser erahnen kann, was Kunden einst kaufen werden wollen. Freilich realisiert man das dann mit seiner eigenen Ethik.