Das Business-Model-Canvas-Briefing, dieses Informationsgespräch, diese kleine Konferenz, war sehr gut besucht. Das Format entwickelt sich: 8:30, 10 Teilnehmer (mich eingeschlossen), 3 Themen und insgesamt fast eine Stunde Diskussion mit einem Großteil der Teilnehmer.
Angelegt ist dieses Format im Kern für nur 30 Minuten, aber mit der Option danach ein wenig weiter zu diskutieren. Das wurde gut ausgeschöpft. Daher auch ein etwas längerer Bericht.
Die Themen: Business-Model-You, Kunden informieren mit dem BMC, reales Beispiel.
Business-Model-You — eine Seitenentwicklung des BMC. Tim Clark, einer der Editoren des Originals von Alexander Osterwalder, erkannte, dass sich das BMC auch sehr gut zur Persönlichkeitsentwicklung eignet. Claus wollte wissen, ob ich das kenne, selbst praktiziert habe und wie es mir nutzte.
Die Antworten in Kürze (Claus war verhindert, wie er mir zwei Stunden später schrieb): Klar kenne ich das Business-Model-You (BMY), ich nutzte es bereits 2012 für mich, besuchte 2013 Tim Clarks Masterclass und bin einer der zertifizierten Practitioner. Das BMY hing jahrelang in meinem Büro, machte mir meine Stärken klar, zeigte mir die Richtung und beschleunigte meine Entwicklung. Anläßlich Claus’ Fragen, suchte ich meine Original-Notizen aus 2012 und – man staune – las dort als einen zentralen Punkt meines Wertversprechens: »Das Leben der Menschen verbessern gelingt durch Innovation«. Als ich 2013 begann meine »6 Sätze über Design« zu formulieren, hatte sich dieses Thema zu »Designen verbessert das Leben der Menschen« (das ist Satz Nr. 3) weiterentwickelt. Nur um im letzten Jahr – aufgrund der diversen Erlebnisse im Rahmen der Leuchtturm-Workshops – wieder darauf zurückzukommen. Wenn man Innovation wünscht, dann braucht man Design, so sagt Marty Neumeier in »The Designful Company«. Also kann man sagen, wenn designen das Leben der Menschen verbessert, dann verbessert auch Innovation das Leben der Menschen. Womit wir erkennen können: das BMY wirkt. Es unterstützt einem in der Selbstentwicklung.
Conrad fragte, ob man mit dem BMC herausfinden könne, wie man ein bestehendes Produkt an seine Kunden bringt und beantwortete sich diese Frage gleich mit: nein, aber man kann die Vorgangsweise festlegen.
Das war ein guter Einstieg, er ist falsch und richtig. Man kann das BMC zwar nicht befragen, wie man sein Produkt an seine Kunden bringt – also, es würde nicht antworten, nicht in der idealen Form, mit klaren Anweisungen; also insofern war das richtig, was Conrad sagte. Es ist aber nicht zutreffend, dass man damit gar nicht herausfinden kann, wie man sein bestehendes Produkt an die Kunden bringt. Das BMC ist ein Trigger, eine Inspirationsquelle. Ich empfehle die regelmäßige Auseinandersetzung mit diesem Überblick über sein Geschäftsmodell und Reflexion, was welche Entscheidungen (also die Post-it darauf) bedeuten.
Wenn ich ein Produkt definiert habe (einen Gegenstand, einen Prozess oder eine Dienstleistung), dann kann ich herausfinden, wer dieses Produkt kauft, meine aktuellen Kunden. Ich kann die besten, die begeistertsten identifizieren und in einem Gespräch (oder mit einer Umfrage, du erinnerst dich?) befragen. Ich definiere damit zum einen mein Kundensegment und zum anderen erfahre ich, welchen Wert sie meinem Produkt zumessen; warum es wertvoll für sie ist und was sie nutzen würden, gäbe es mein Produkt nicht. Das ist der Wert, den ich versprechen muss. Das ist das eine.
Das andere ist, dass ich bei diesem Gespräch auch herausfinde, wo meine idealen Lieblingskunden sich informieren. Indem sie mir sagen, was sie anstelle meines Produkts verwenden, kann ich die Kategorie identifizieren, die Schublade in die sie mich stecken. Das gibt Hinweise auf die Sprache und die Informationskanäle.
Wir können uns also mit Hilfe des Business-Model-Canvas sowohl Hinweise erarbeiten, wie wir unsere Produkte an unsere Kunden bringen, als auch mit welcher Vorgangsweise.
Wem das jetzt ein wenig zu orakelhaft klingt, den verweise ich auf den zweiten Band aus der Entrepreneurship-Serie: »3-Sprung zur besseren Innovation« — erscheint im April.
(Uff, jetzt gibt es kein Auskommen mehr, jetzt hab ich das so oft angekündigt, jetzt passiert das.)
Die dritte Anfrage, die nach einem realen Beispiel, habe ich kurz angerissen, denn es ist Work-in-progress. Anhand der Brainbracer GmbH zeigte ich, wie das BMC im Geschäftsaufbau genutzt wird. Das ist natürlich in ein paar Minuten nicht vollständig abhandelbar, aber diese Anfrage hat mich dazu inspiriert, dass ich es in den nächsten BMC-Briefings (das nächste findet am 15.2. statt, Anmeldung bereits möglich) immer wieder zeigen werde. Wer also öfters (zu allen) Briefings kommt, kann dann sehen, wie das BMC ideal im Alltag eines Startups genutzt werden kann.
In der aus diesem Beispiel sich entwickelnden Diskussion entstand dann auch ein erstes Thema für das nächste BMC-Briefing. Werner meinte, er müsse sich primär um die Front Stage kümmern, weil in seinem Unternehmen ja ein Produkt vorliegt und auch erfolgreich verkauft wird. Sein Problem ist, ob er sicher sein kann, dass das Problem, das sein Produkt so bravourös löst, überhaupt ein reeles ist? Und bleibt.
Das BMC spielt hier seine Stärke aus. Genau darum geht es, um Innovation. Wie kann das zukünftige Produkt aussehen, wenn sich die Märkte verändern (und die verändern sich laufend)? Gerade hier ist es klug, sich auch mit der Backstage zu beschäftigen, denn dort lese ich die Kompetenzen, Fähigkeiten, Ressourcen. Aus dem Wechselspiel Produkt–Kunde–Wertversprechen entsteht (das ist der 3-Sprung) die Produktinnovation. Wenn ich weiß, welchen Wert ich liefere (und zu liefern versprechen soll), dann kenne ich die Abstraktion und kann daraus Optionen entwickeln, wie ich diesen Wert anders erbringen kann. Mit Hilfe der Backstage sortiere ich diese Optionen passend zu meinen Stärken und – voila – beginne einen neuen 3-Sprung inklusive Positionierung. Der zweite Band wird diesen Aspekt genauer beleuchten. Und wir werden im nächste BMC-Briefing weiter darüber diskutieren.
Bis dahin empfehle ich mich für den Vortrag »Innovation verbessert das Leben der Menschen«.
PS: Wann immer du über eine Produkt-Innovation nachdenkst, du hast vier Möglichkeiten mit mir in Kontakt zu treten:
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