warum schreiben? (2)

03/11/2016

Kommentar

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schon wieder.
diese frage quält einem.
mich.
ein gedanke, den man mitteilen will.
deshalb schreiben.
ist es, weil mir der stammtisch fehlt, wir modernen menschen den kaum mehr haben?

früher konnte man dort seine gedanken zum besten geben, sich bestätigen oder ihn zerstören lassen, zwei bier dazu trinken. heute schreibt man es in facebook, wenn es kurz ist, oder auf seinem blog, wenn es ausführlicher zu erklären notwendig erscheint.

der witz ist, (1) während dem denken ist es eine unheimlich wichtige erkenntnis, die möglichst viele menschen erreichen soll.
(2) während dem schreiben verblasst diese prominenz. ausserdem erkennt man gelegentlich, dass der gedanke einfacher zu denken als zu schreiben ist – er ist eben nicht wirklich zu ende gedacht. das schreiben zwingt dazu. das ist ein kleiner vorteil des schreibens und der qualitätsunterschied zum stammtisch. dort werden die unfertigen gedanken auf den tisch geworfen und, weil die diskussionskultur vielleicht nicht immer hoch entwickelt ist, werden diese gedanken nicht im zuge des diskurses entwickelt und präzisiert, sondern die verwerfungen werden oft stabilisiert und verstärkt. der gedanke bekommt noch mehr schieflage, die chance auf erkenntnisgewinn sinkt.

(3) nach dem schreiben ist es höchst unsicher, ob es irgendjemand auch nur ein kleines bißchen interessiert, was man da geschrieben hat. soll man das nun veröffentlichen oder nicht? vielleicht ein wenig überarbeiten, verdichten? ja, das wäre unbedingt notwendig, später, wenn mehr zeit ist. in der pension. nein, das ist zu spät. dann doch besser jetzt. nur die tippfehler ausbessern und an den formulierungen etwas "schleifen", dann raus damit.

aber kann man es den menschen zumuten? soll man denen wirklich potentiell die zeit stehlen, weil man sie dazu anregt den text zu lesen
aber sie lesen doch, weil es ihnen freude bereitet?

ein erkenntnisgewinn kann es dennoch sein. eine anregung für eine eigene meinung. das wäre ein erfolg. nur so schaffen wir den ausbruch aus der selbstverschuldeten unmündigkeit. im wertschätzenden diskurs.