darf’s etwas weniger sein?

04/07/2013

Kommentar

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neuerdings bezeichnen wir unsere produkte – bezeichnen auch manche andere designer auch deren produkte – als ikonisch. das ist die jüngste mode.

früher sagten wir dazu, sie seien reduziert auf das wesentlichste. man könne nichts mehr weglassen, denn dadurch würde der gebrauch verunmöglicht. würde man etwas hinzufügen, wäre es optisches beiwerk, überflüssig.

solche produkte, zu denen zweifellos auch das iPhone gehört, zeugen zwar von der formalgestalterischen kompetenz der entwerfer, in dem sinn, als man daran gut erkennen kann, dass sie harmonische formen schaffen können, dass sie ästhetisches feingefühl besitzen.

ja, es stimmt, einfache dinge zu schaffen erscheint nur auf dem ersten blick einfach. strebt man selbst nach dieser genialen einfachheit, erkennt man schnell, welche konzentration, welche fachliche qualität das erfordert. dennoch, bloß einfache formen, ikonische, wie man heute sagt, können nicht das primäre ziel im produkt design, in keiner gestaltungsdisziplin sein. eine ikonische form bedeutet noch lange nicht, dass das produkt auch nützlich ist. oft ist genau das gegenteil der fall. die ästhetische kategorie des minimalismus hat uns vielfach unbequem benutzbare (unbedienbare) produkte beschert. die sehen schön aus, schön, im sinne einer übersichtlichkeit und klarheit, aber der benutzer weiß nicht, wie sie zu bedienen sind. vor lauter reduziertheit verschweigen sie ihre bestimmung, ihre handhabung. die kommunikation wird der minimalistischen, der ikonischen form geopfert. der menschliche körper wird auf geometrie mit kreis und gerade reduziert. da geht die gute absicht dahin.

ikonische produkte zu schaffen ist ein großartiges, hehres ziel. das soll unterstützt werden. es erfordert aber hohes verantwortungsgefühl und bedingt eine tiefe beschäftigung mit der handhabung, der bedienbarkeit, der damit verbundenen prozesse. obwohl die schaffung der einfachen formen schon anstrengend ist, ist der wesentliche gestaltungsaufwand in die schaffung eines menschenorientierten gebrauchs zu konzentrieren.

lieber ein nützliches, bedienbares produkt, in komplexerer formensprache, als ein ikonisches rätsel. im idealfall ist es ikonisch und nützlich.

noch eine anmerkung: will man einen nützlichen gegenstand gestalten/anbieten und reduziert ihn auf das wesentlichste, ist das das eine. will man primär eine ikonische erscheinung schaffen, ist das etwas ganz anderes. das erste entspringt einer haltung, im zweiten ist man einem stil erlegen. erkennbar wird das im gebrauch – in jenem moment, in dem benutzer und anbieter (produkt, der gegenstand) interagieren. dieser moment, ist jener der dienstleistung oder anders benannt, des service designs.